Trotz dramatischer Auftragseinbrüche im weltweiten Schiffbau fiel der Umsatzrückgang in der deutschen Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie eher moderat aus (Graphik: Umsatzentwicklung in Mrd. Euro)

Verhaltener Optimismus bei den Schiffbauzulieferern

In Hamburg hat die Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems im VDMA kürzlich einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen der Branche gegeben.

Um der anhaltend schwachen Nachfrage aus dem Ausland und wachsendem Wettbewerbsdruck auf den globalen Schifffahrtsmärkten zu begegnen, müssten die Schiffbau- und Offshore-Zulieferer in Deutschland auch in diesem Jahr erhebliche Anstrengungen leisten. Neue Märkte zu erschließen, Produktinnovationen, Digitalisierung und Vernetzung als Chance zu begreifen, zahlt sich Verbandsangaben zufolge dabei durchaus aus.
„Unsere High-Tech-Branche mit ihren über 65000 Beschäftigten hat die Talsohle der Auftragseingänge noch nicht erreicht, ein Silberstreif am Horizont ist aber zu erkennen. Das liegt zum einen an der Flexibilität der Schiffbau- und Offshore-Zulieferer, zum anderen an den sich jetzt abzeichnenden guten Konjunkturdaten aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau", erklärte Dr. Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender VDMA Marine Equipment and Systems. Zwar sei der Umsatz im vergangenen Jahr um rund 5 Prozent auf 11,1 Mrd. Euro leicht gesunken, dem stehe aber ein signifikanter Rückgang im Auftragseingang von 14 Prozent gegenüber.
Einzelne maritime Märkte und Segmente blicken jedoch durchaus positiv voraus: Im Bereich der Fährschiffe besteht kurz- und mittelfristig große Nachfrage, ebenso bei Systemen und Komponenten aus der Elektrotechnik, die im Rahmen der fortschreitenden Automatisierung enorme Bedeutung für einen reibungslosen, effizienten Betrieb von Schiffen und Anlagen haben.
Unterdessen konsolidiert sich der Schifffahrtsmarkt weiter, neue Geschäftsmodelle verändern die Angebotssituation und bisher etablierte Modelle verlieren an Bedeutung. „Die wachsenden digitalen Möglichkeiten gilt es, intelligent im Zusammenspiel zwischen Betreibern, Werften, Zulieferern und darüber hinaus zu nutzen", erläuterte Martin Johannsmann, Vorstand im VDMA Marine Equipment and Systems. „Branchenübergreifend voneinander lernen" ist dabei die Devise der Komponenten- und Systemanbieter, deren Lösungen nicht nur im Schiffbau, sondern auch im angrenzenden maritimen Umfeld wie Logistik, Hafentechnik und Energie gefragt sind.
Dr. Jörg Mutschler, Geschäftsführer im VDMA, sieht großes Potenzial in der voranschreitenden Digitalisierung. Nahezu alle Reedereien planen in den kommenden Jahren u.a. eine breitflächige Digitalisierung ihrer Instandhaltungsprozesse und erwarten dafür Lösungsvorschläge der Industrie. Remote Services und Condition-Based-Maintenance sowie die Steuerung der Services über Management-Informationssysteme bieten in diesem Umfeld interessante Möglichkeiten für die Zulieferindustrie.

Schiffbau
Artikel Redaktion Schiff&Hafen
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