Abbau maritimer Abhängigkeiten von China gefordert

VSM-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Lüken (l.) und VSM-Präsident Harald Fassmer sprachen sich für eine strategische Schiffbaupolitik aus, die Deutschlands Abhängigkeiten – insbesondere von China – nachhaltig reduziert (Foto: Evers/Schiff&Hafen)

Die maritime Industrie in Deutschland und Europa steht vor großen Aufgaben, so lautet das Résumé von Harald Fassmer, Präsident des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM), und VSM-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Lüken, die den Jahresbericht 2021/22 präsentierten und eine Einschätzung zur Lage der deutschen Schiffbauindustrie gaben. Vor dem Hintergrund einer Vielzahl von weltweiten Krisen sieht der Branchenverband insbesondere einen großen Handlungsbedarf im Abbau der maritimen Abhängigkeiten von China.

Die aktuellen geostrategischen Entwicklungen und die klimapolitische Transformation haben dem Branchenverband zufolge zwar einen riesigen Investitionsbedarf für Schiffe und maritime Anlagen geschaffen, dennoch sehe sich die Industrie mit Unterauslastung und ungewisser Perspektive konfrontiert.

Weiterhin sei der weltweite Schiffbaumarkt durch die starken Wettbewerbsverzerrungen durch die asiatischen Märkte geprägt. Insbesondere China und Südkorea haben bei dem starken Anstieg der Neubaubestellungen von Handelsschiffen im Jahr 2021 profitiert und konnten rund 85 Prozent der weltweiten Aufträge akquirieren – ermöglicht wurde dies vor allem durch staatliche Subventionen in diesen Ländern, so der VSM.

Durch den Modernisierungsbedarf der Deutschen Marine und den notwendigen Ausbau der Offshore-Windparks, um die Energiewende voranzutreiben und schnellstmöglich unabhängig von (russischen) fossilen Energieträgern zu werden, ergeben sich laut VSM interessante Perspektiven für den Schiffbaustandort Deutschland. Allerdings hätten die Schiffbaukapazitäten jahrelang an Substanz verloren und müssten nun durch geeignete Maßnahmen gestützt bzw. aufgebaut werden. Nur so könnten die Abhängigkeiten Deutschlands mittel- und langfristig verringert werden.

Vor diesem Hintergrund mahnte der Branchenverband erneut durchgreifende Veränderungen der politisch definierten Rahmenbedingungen an. Ohne ein entsprechendes Gegensteuern werde Europa in den kommenden zehn Jahren die Fähigkeit zum zivilen Seeschiffbau in signifikanten Umfang verlieren, so der VSM.

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