Editorial aus Schiff&Hafen 4/2023: Volkswirtschaftliche Bedeutung anerkennen

Katrin Lau, Chefredakteurin

Ohne die deutschen Seehäfen läuft es nicht!“ Das waren die Worte von Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) im Vorfeld der Bundestagsdebatte zum Hafenstandort Deutschland Anfang des Jahres.

Recht hat er: Die deutschen See- und Binnenhäfen verbinden die Wirtschaft mit den globalen Wachstumsmärkten und sind damit essenziell für den Produktionsstandort Deutschland. Der überwiegende Teil des Imports und Exports von Energie, Rohstoffen und Konsumgütern wird in den Häfen durchgeführt. In der aktuellen Phase der Energiewende nimmt die Bedeutung der Hafenstandorte darüber hinaus noch einmal signifikant zu. Häfen dienen nicht nur mehr dem Umschlag von Waren; sie müssen (Schwerlast-) Flächen, Einrichtungen und auch Personal zur Verfügung stellen, um insbesondere beim Ausbau der Windparks auf See nicht zum Nadelöhr zu werden.

Um die zukünftig notwendigen Transformationsprozesse konzertiert vorantreiben zu können, hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im vergangenen Sommer den Startschuss für die Entwicklung einer neuen Nationalen Hafenstrategie – wie im aktuellen Koalitionsvertrag festgehalten – gegeben. Und die Herausforderungen sind umfangreich. Die Folgen der Covid19-Pandemie, die Veränderungen im Welthandel, der Krieg in der Ukraine und nicht zuletzt die Anforderungen für die OffshoreWindenergie und die künftigen alternativen Brennstoffe für die Handelsschifffahrt erfordern neue strategische Überlegungen, um den Hafenstandort Deutschland nachhaltig zu stärken und weiterhin wettbewerbsfähig zu gestalten. Zudem stehen auch die Häfen in der Verantwortung, ihre Abläufe so klimafreundlich und effizient wie möglich zu organisieren. Dazu gehört auch eine Anpassung der Prozesse unter Einbeziehung automatisierter Systeme. Die gemeinsam mit Ländern, Verbänden und Gewerkschaften erarbeitete Nationale Hafenstrategie soll im kommenden Jahr vom Kabinett beschlossen werden. Welche konkreten Maßnahmen und Mittel diese enthalten wird und vor allem für welchen Zeitraum entsprechende Umsetzungen geplant sind, ist derzeit noch nicht abzusehen. Eine vorzeitige Fertigstellung bereits in diesem Jahr, wie die Unionsfraktion im Januar gefordert hatte, ist ebenfalls nicht in Sicht.

Die Erwartungen und Forderungen der hiesigen Hafenvertreter sind indes klar formuliert. Deren Realisierung ist – wenig überraschend – abhängig von ausreichenden Haushaltsmitteln, die im Rahmen der Nationalen Hafenstrategie vom Bund zur Verfügung gestellt werden müssen. Ein nennenswerter Punkt sind hier auch die Gelder, die für eine Modernisierung der HinterlandInfrastruktur sowie eine bessere Verzahnung von See- und Binnenhäfen benötigt werden. Insgesamt geht die Branche davon aus, dass auf die Hafenwirtschaft Milliardeninvestitionen zukommen. So geht es einmal mehr darum – wie auch in den anderen Bereichen der maritimen Industrie – die volkswirtschaftliche Bedeutung der Häfen in Deutschland anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Eine abgestimmte Nationale Hafenstrategie muss in diesem Zusammenhang dann auch mehr als ein theoretisches Konstrukt darstellen; es müssen klare Richtlinien, Fristen und vor allem Mittel definiert werden. Das Know-how und die Bereitschaft „anzupacken“ ist in jedem Fall vorhanden.

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