Editorial aus Schiff&Hafen 7/2020: Klare Signale

Kathrin Lau, Stellvertretende Chefredakteurin

Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen bestimmen weiterhin unser tägliches Leben. Während in vielen Ländern die Einschränkungen zwar nach und nach aufgehoben werden, Reisewarnungen angepasst und die Geschäfte weitestgehend wieder geöffnet wurden, zeigen sich die immensen wirtschaftlichen Folgen dieser Krise immer deutlicher. Auch und insbesondere für die maritime Industrie. So erwartet jeder vierte deutsche Zulieferer in diesem Jahr einen Auftragsrückgang von über 20 Prozent. Und der Einbruch des Welthandels hat nicht zuletzt dramatische Folgen für die Hafenwirtschaft. Ob und wie schnell sich die Branche erholen wird, ist dabei weiterhin nicht absehbar.

Fest steht, ohne entsprechende politische Hilfestellungen würden zahlreiche Unternehmen mit drohender Insolvenz und Arbeitsplatzabbau konfrontiert.

Hier hat der Bund Anfang Juni erfreulicherweise klare Signale gesetzt. Zum einen mit der „Nationalen Wasserstoffstrategie“, mit der die Erforschung und der Einsatz des klimaneutralen Energieträgers Wasserstoff, insbesondere vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, künftig stärker gefördert werden soll. Speziell für die Schifffahrt könnte dies einen großen Schritt in Richtung Dekarbonisierung bedeuten. Außerdem kann der Vorstoß als wichtiges Zeichen sowohl für den Ausbau der Offshore-Windindustrie – denn es muss ausreichend „grüner“ Strom produziert werden – als auch für den Schiffbau und die maritimen Zulieferer gesehen werden. Der Einsatz von nachhaltig produziertem Wasserstoff und Power-to-X-Technologien erfordert weiterhin die – trotz Corona ungebrochene – Innovations- und Entwicklungskraft der deutschen maritimen Industrie.

Weiterhin enthält das kürzlich auf den Weg gebrachte Konjunktur- und Krisen bewältigungspaket der Bundesregierung die Bereitstellung zusätzlicher Gelder – insgesamt 1 Milliarde Euro – für bereits etablierte und neue maritime Förderprogramme. Insbesondere durch das vorgezogene „Flottenerneuerungsprogramm Behördenschiffe“ sowie ein geplantes „Sofort-Programm Saubere Schiffe“ erwarten Branchenvertreter eine derzeit dringend benötigte Auftragssteigerung.

Und schließlich scheint auch der Mitte Mai von den norddeutschen Bundesländern formulierte Appell an die Bundesregierung, den Schiffbaustandort Deutschland in der aktuellen Krise zu unterstützen, erste Früchte zu tragen. So prüft der Bund derzeit für die stark betroffene Meyer Werft in Papenburg, mit welchen Maßnahmen die Beschäftigung auf der Werft und bei den Zulieferunternehmen gesichert werden kann. Gleichzeitig wird auf Landesebene in Mecklenburg-Vorpommern der Rettungsplan für die ebenfalls angeschlagenen MV-Werften diskutiert, um die drei Standorte und mit ihnen 3000 Beschäftigte zu sichern.

Diese klaren politischen Bekenntnisse machen Hoffnung. Es wird trotzdem zu Insolvenzen kommen, Arbeitsplätze werden verloren gehen und auch (Teil-) Konsolidierungen sind zu erwarten. Aber: Die Politik hat schnell und pragmatisch entschieden und gehandelt. Damit sind erste wichtige Schritte, um die aktuelle Krise zu überstehen und auch künftig am Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, getan worden.

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