Brückenteil über dem Nord-Ostsee-Kanal eingesetzt

Mit Millimeter genauer Präzision haben Stahlarbeiter am Mittwoch ein neues Teilstück in die Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Hochdonn (Kreis Dithmarschen) eingesetzt. Zwei Tage nach der Demontage eines maroden, knapp 100 Jahre alten Schwebeträgers zogen sie mit zwei gewaltigen Kranportalen das neue Brückenteil in seine Position. Sie hievten die 121 Meter lange und 1300 Tonnen schwere Stahlkonstruktion an vier armdicken Stahlseilen mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Stunde in 40 Meter Höhe. Für die Dauer der Montage wurde der Nord-Ostsee-Kanal für den Schiffsverkehr gesperrt.

Die 1920 gebaute Fachwerkbrücke bei Hochdonn zählt zu den imposantesten Eisenbahnbrücken Europas. Die 2218 Meter lange Stahlkonstruktion ist mit einer Durchfahrtshöhe von 42,15 Metern die niedrigste der insgesamt zehn Kanal-Brücken. Ihre 19 Träger stehen auf insgesamt 76 Betonfundamenten, die bis zu 14,50 Meter in den Boden reichen. Rund fünf Millionen Nieten halten die Brücke zusammen.

Dabei ruht die Konstruktion auf 152 Lagern. Sie verhindern, dass die Brücke bei Wärmeausdehnung reißt: Im Sommer ist die Brücke etliche Zentimeter länger als im Winter. Eine siebenköpfige Kolonne ist im Dauereinsatz mit Entrosten und Anstreichen der filigranen Stahlkonstruktion beschäftigt. Sieben Jahre brauchen die Handwerker für einen Durchgang, denn die Stäbe der Fachwerkkonstruktion haben eine Oberfläche von 234 000 Quadratmetern - das ist rund halb so groß wie die Fläche des Vatikans.

Die Hochbrücke galt seit Jahren als Hemmschuh für den Bahnbetrieb auf der Westküstenstrecke. Nach einer Brückenhauptprüfung im Februar 1993 wurde die bis dahin geltende Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 km/h beschränkt; seit Juni 1998 galt nur noch Tempo 40, denn das marode Bauwerk hielt den Belastungen des modernen Zugverkehrs nicht mehr ausreichend stand, so dass Züge den Kanal quasi nur noch im Schritttempo queren durften. Täglich fahren rund 75 Personen- und Güterzüge durch dieses «Nadelöhr».

Im Jahr 2002 startete die Sanierung mit ersten Vorarbeiten. Dabei war die Bahn AG nur für die Erneuerung des Gleiskörpers oben auf der Hochbrücke zuständig. Die Sanierung der tragenden Eisenkonstruktion war Sache der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung: Dazu gehört neben der Instandsetzung der Fundamente und dem Austausch kleinerer Stahlbauteile unter anderem der Austausch des kompletten, 121 Meter langen Mittelstücks der Brücke.

Endgültig fertig gestellt wird die Hochbrücke im Frühjahr 2008. Dann können die Züge wieder zweigleisig mit bis zu Tempo 80 den Nord-Ostsee-Kanal queren. Die Sanierung garantiert nach Aussagen der Ingenieure die Haltbarkeit der Brücke für die nächsten 40 Jahre.

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