Landstrom für Schiffe - Finanzministerium will Steuerbefreiung
Die Luft in Häfen soll besser werden: Das Bundesfinanzministerium will sich dafür einsetzen, dass der Staat in der Schifffahrt Landstrom ebenso von Steuern befreit wie das umweltschädliche Schweröl. Das Ministerium wolle auf europäischer Ebene eine Ausnahmeregelung für deutsche Häfen erwirken, teilten die Stadtwerke Lübeck nach einem Gespräch mit der Parlamentarischen Staatssekretärin in Bundesfinanzministerium, Barbara Hendriks, am Dienstag mit. So könne ein wesentlicher Beitrag zur Luftverbesserung in Häfen geleistet werden, sagte die Lübecker Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm (SPD). Sie hatte die Initiative angeregt.
Die Stadtwerke wollen im Lübecker Hafen eine Pilotanlage bauen, die Schiffe während der Liegezeit im Hafen mit Strom versorgt. Da nach Angaben des Energieversorgers an Land erzeugter Strom im Gegensatz zu Schweröl bislang mit rund 40 Prozent Steuern und Abgaben belastet ist, nutzen viele Schiffe auch im Hafen lieber ihre Dieselmotoren, um den an Bord benötigten Strom zu erzeugen. Das führt in vielen Häfen zu erheblicher Luftverschmutzung und Lärmbelastung. Die erste Steckdose für Schiffe wird in Kürze am Nordlandkai aufgebaut. Erster Kunde ist die TransLumi Line, die Papier für den finnischen Konzern Stora Enso transportiert. Die Reederei hat auch gleich einen besonderen Wunsch: Sie möchte Strom aus regenerativen Energien.
Nach Angaben von Hendriks wird es etwa ein halbes Jahr dauern, bis alle 27 EU-Mitgliedsstaaten der Ausnahmegenehmigung zugestimmt haben und diese in einem Bundesgesetz verankert werden kann. Dann wird es auch am Skandinavienkai und am Seelandkai Steckdosen geben. Ralf Gierke, Projektleiter bei den Stadtwerken, hat dafür eine eigene Anschlussart entwickelt. In fünf bis acht Minuten ist damit die Versorgung des Schiffes mit rund zwei Megawatt hergestellt. Das Prinzip ist als weltweite Norm vorgesehen.Eine Pilotanlage kostet nach Angaben der Stadtwerke Lübeck je nach Größe zwischen 600 000 Euro und 1,6 Millionen Euro.
Um giftige Schiffsabgase zu reduzieren, soll auch am Kreuzfahrtterminal in der Hamburger HafenCity eine erste Landstrom-Anlage für Seeschiffe gebaut werden. Der Senat verhandelt derzeit auf EU- und Bundesebene, um eine einheitliche Lösung für solche Anschlüsse zu entwickeln, so die Hamburger Umweltbehörde.
Schiffe gelten als umweltfreundlicher Verkehrsträger Nummer eins. Problematisch dabei ist, dass die Motoren überwiegend mit Schweröl betrieben werden und eine hohe Abgasbelastung mit Schwefel und Stickoxyden haben. Weltweit hat die Internationale Maritime Organization (IMO) den Schwefelgehalt auf 4,5 Prozent festgeschrieben, in Sondergebieten wie der Ostsee ist der Grenzwert in diesem Jahr auf 1,5 Prozent abgesenkt worden. Die Haupt- oder Hilfsmotoren laufen aber auch bei Schiffen in Häfen, um die Stromversorgung und den Betrieb sicherzustellen. In einzelnen Häfen tragen die Emissionen der Schiffe bis zu 80 Prozent der Stickoxyd- und 95 Prozent der Schwefeldioxyd-Belastungen bei.