Sorge um verschleppte Marinesoldaten
Der Iran hält 15 verschleppte britische Marineangehörige ungeachtet der Forderung zur Freilassung an einem geheim gehaltenen Ort weiter fest. Während vier Tage nach der Entführung die Sorge der Angehörigen und der Regierung in London um ihr Schicksal wuchs, gab es allerdings auch Hoffnung: Teheran stellte die Erlaubnis für eine Begegnung britischer Diplomaten mit den Gefangenen in Aussicht. Außenminister Manuchehr Mottaki sagte seiner Amtskollegin Margaret Beckett in einem Telefongespräch, britische Diplomaten dürften die Marineangehörigen «nach Abschluss der Ermittlungen» sehen. Das berichtete der staatliche iranische Fernsehsender IRIB. Mottaki habe zugleich Spekulationen zurückwiesen, dass der Iran die Briten gegen fünf iranische Revolutionsgardisten austauschen wolle, die US-Soldaten im Irak festgenommen hatten.
Radikale Studenten im Iran bekräftigen zwar Forderungen nach einem Spionageprozess gegen die Briten. Die Regierung machte sich dies jedoch bislang nicht offiziell zu eigen. Allerdings erklärte nach Angaben des Senders BBC der Chefredakteur «der einzigen unabhängigen Zeitung im Iran», Ali Palaman, er sei überzeugt, dass Teheran die Drohung mit einem Schauprozess in die Verhandlungen mit London einbringen werde. Das Außenministerium in Teheran versicherte am Montag, die Festgehaltenen seien «gesund und wohlauf». Die Briten waren am Freitag während der Fahrt mit einem Patrouillenboot auf dem Schatt el Arab in die Gewalt der Iraner geraten. Im Flussbett verläuft die umstrittene Grenze zwischen dem Iran und dem Irak.
Großbritannien, das mit einem Truppenkontingent die Region um die südirakische Großstadt Basra kontrolliert, bekräftigte am Montag, die Marineangehörigen seien durch Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden von irakischem Territorium verschleppt wurden. Premierminister Tony Blair hatte Teheran am Vortag vorgeworfen, falsche Anschuldigungen zu verbreiten. «Es ist einfach nicht wahr, dass sie (die Briten) in iranische Hoheitsgewässer vorgedrungen sind, und ich hoffe, die iranische Regierung versteht, von welch grundlegender Bedeutung diese Angelegenheit für uns ist.»
Demgegenüber betonte Außenminister Mottaki erneut, dass «iranische Behörden diese Matrosen und Marinesoldaten in iranischen Gewässern abgefangen und festgenommen haben». In den Streit schaltete sich inzwischen auch die irakische Regierung ein. Außenminister Hoschiar Sebari habe Mottaki in einem Telefongespräch gesagt, die britischen Seeleute seien eindeutig in irakischen Hoheitsgewässern gefangen genommen worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija. Wie zuvor die Europäische Union und die USA forderte auch Sebari die Freilassung der Briten.