Hafen Lubmin: LNG-Terminal nimmt Betrieb auf

Ein Blick auf das Spezialschiff "Neptune" in Lubmin: Hier wird künftig gekühltes Flüssigerdgas in den gasförmigen Zustand umgewandelt

(Foto: dpa/Deutsche ReGas/Christian Morgenstern/Handout / Anadolu Agency)

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Samstag in Lubmin ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal offiziell in Betrieb genommen - nach dem Terminal in Wilhelmshaven ist es das zweite in Deutschland.

"Wir werden diese Kapazitäten hier und auch andernorts weiter ausbauen unter anderem auch mit festen Terminals, aber auch mit weiteren Regasifizierungsschiffen", kündigte Scholz an. Diese Woche solle ein solches Spezialschiff auch in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein ankommen. Ein weiteres soll bis kommenden Winter etwa in Stade sowie ein zusätzliches vor Lubmin betriebsbereit sein. Deutschland legt beim Aufbau einer eigenen LNG-Infrastruktur nach den Worten des Kanzlers ein neues "Deutschland-Tempo" an den Tag. In Lubmin waren die ersten Anträge im vergangenen Sommer eingegangen, die Bauarbeiten im Hafen hatten im September begonnen.

ZDS fordert Investitionen in grüne Kraftstoffe

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) äußert Bedenken. „Wir dürfen nicht vergessen, dass fossile Energieträger höchstens eine Brückentechnologie sein können“, mahnt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des ZDS. Stattdessen müsse vermehrt in grüne Kraftstoffe investiert werden. „Wenn die deutsche Industrie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben soll, müssen wir schleunigst damit anfangen, gerade in den Häfen die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Der Aufbau einer solchen Infrastruktur für den Import ist elementarer Bestandteil einer strategischen Energiepolitik und darf nicht länger aufgeschoben werden. Beim Ausbau der Windkraft oder bei den Ladesäulen für E-Autos sehen wir ja aktuell, dass sich mangelnde Weitsicht rächt“, sagt Hosseus.

Kritik: Brandschutz zu wenig berücksichtigt

Umweltverbände kritisieren ein aus ihrer Sicht übereiltes Genehmigungsverfahren. Gegen die Genehmigung für das Terminal in Wilhelmshaven hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits Widerspruch eingelegt, für Lubmin hat sie einen solchen angekündigt. Aus ihrer Sicht sind Brandschutz, aber auch Umweltauswirkungen nicht ausreichend berücksichtigt. Umweltverbände monieren auch, dass Deutschland langfristig Überkapazitäten für Gasimporte schaffe und so den Ausstieg aus fossilen Energieträgern behindere.

Das Bundeswirtschaftsministerium verwies darauf, dass es bei geplanten Projekten auch Unsicherheiten gebe und Sicherheitspuffer für mögliche Ausfälle nötig seien. Zudem gehe es um eine erweiterte Infrastruktur in Europa, von der andere Länder profitieren könnten.

Es gibt auch Beschwerden von Anwohnern über Lärmbelästigung, die sie mit dem Terminal in Verbindung bringen. Das Landesumweltministerium hat Messungen veranlasst. In Sachen Brandschutz verwies es darauf, dass das Schiff eine Betriebsfeuerwehr habe und das benachbarte Entsorgungswerk für Nuklearanlagen auch über eine solche verfüge. "Trotz aller Geschwindigkeit wurde gründlich gearbeitet", betonte Landesminister Till Backhaus (SPD). Der Genehmigungsbescheid enthalte 112 Nebenbestimmungen, die dem Naturschutz und der Brandverhütung dienten. Sollten in Sachen Lärm Grenzwerte überschritten werden, müsse der Betreiber nachbessern. Nach Aussage Schwesigs ist es zudem Ziel der Landesregierung, eine Standortfeuerwehr einzurichten sowie eine Landstromanlage für den Hafen. Vermeintlicher Lärm wird teilweise in Verbindung mit Generatoren des Spezialschiffs gebracht.

Die Eröffnung war begleitet von Protesten. Die Polizei sprach von rund 280 Teilnehmern an zwei Orten. Mobilisiert hatten Naturschützer, den Mottos der Anmeldungen nach zu urteilen aber auch Anwohner. In Lubmin waren zudem Russland-Fahnen, anti-amerikanische sowie staats- und medienkritische Slogans zu sehen.

Einziges privat finanziertes Terminal

Das Lubminer Terminal ist das nach Betreiberangaben bislang einzige komplett privat finanzierte Terminal in Deutschland. Das Unternehmen Deutsche Regas bezifferte die Kosten auf etwa 100 Millionen Euro, die aus Eigenkapital und von Investoren stammten. Anfang der Woche war im Rahmen eines Testbetriebs erstmals Gas ins Netz eingeleitet worden. (dpa/fho)

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