Editorial aus Schiff&Hafen 12/2022: Alles ist verbunden

Kathrin Lau, Chefredakteurin

Sharm el-Sheik und Bali – zwei Orte, die mitunter Fernweh und den Wunsch nach Urlaub, Sonne und Unbeschwertheit auslösen, standen kurzfristig für nicht weniger als die Zukunft unseres Planeten und die Ordnung, wie wir sie kennen.

In Ägypten fand die UN-Klimakonferenz COP27 statt; die indonesische Insel begrüßte die Vertreter der führenden Industrie- und Schwellenländer zum G20-Treffen. Die Auswirkungen des Klimawandels und Wege, diesen jetzt noch einzudämmen, beherrschten die Diskussionen in Afrika; in Asien lag der Schwerpunkt auf der Haltung der teilnehmenden Nationen zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Zwei Themen, die die Debatten, die das gesellschaftliche Miteinander bestimmen – so unterschiedlich und doch verbunden. Die globalisierte Welt, in der wir leben, zeigt uns immer wieder, dass souveräne Staaten unterschiedliche Auffassungen von Freiheit, Sicherheit, Wachstum und Solidarität haben können – was in den einen Ländern zu den „Grundpfeilern“ der Gesellschaft gehört, wird woanders unterdrückt oder konterkariert. Auch wenn die beiden großen Zusammenkünfte die unterschiedlichen Vertreter an einen Tisch bringen wollen, an den verschiedenen Auffassungen und Zielsetzungen haben sie wenig ändern können.

Was war also zu erwarten von COP27 und G20? Für das Klima, die geopolitische Dynamik, die Gesellschaft? Das Resümee der Klimakonferenz fällt nüchtern aus: mit dem geplanten Klimafonds, um die Auswirkungen des Klimawandels in Entwicklungsländern abzufedern, bekämpfe man nur die Symptome, nicht aber die Ursache.

Ergebnisse vergangener internationaler Konferenzen und Zusammenkünfte blieben oftmals hinter den Erwartungen zurück. China spielt im aktuellen Kontext erneut eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle. Wie positioniert sich das Land gegenüber Russland, was unternimmt es in Bezug auf die zu erreichenden Klimaziele? (Mit 12,5 Mrd. Tonnen war China 2021 der weltweit größte CO2-Emittent). Kann man „das eine tun und das andere nicht lassen“?

Geopolitik, Wirtschaftlichkeit und Umwelt- und Klimaschutz können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Für den europäischen Schiffbau, die Schifffahrt und die Zulieferindustrie mag das nach einer Binsenweisheit klingen – wer hier in „closed shops“ agiert, wird im internationalen Wettbewerb schnell Einbußen verzeichnen müssen.

In den vergangenen Jahren – schon weit vor Pandemie und Ukraine-Krieg – haben die unterschiedlichen Branchensegmente immer wieder unter Beweis gestellt, wie sie gut aufgestellt Herausforderungen meistern und auf neue Anforderungen reagieren können. Als ein Beispiel sei hier nur genannt, mit welcher Geschwindigkeit in Wilhelmshaven aktuell ein LNGAnleger realisiert werden konnte, um die Unabhängigkeit von russischen Energieimporten weiter vorantreiben zu können. Ende des Jahres wird hier das erste FRSU anlegen können. Aufgrund der Dringlichkeit wurde der Baugenehmigungsprozess stark beschleunigt; die Infrastruktur ist innerhalb von nur 194 Tagen entstanden.

Zu Beginn der COP27 zeichnete UN-Generalsekretär Antonio Guterrez ein düsteres Bild: „We will be doomed“, „Wir werden dem Untergang geweiht sein“, wenn jetzt nicht alles Menschenmögliche unternommen wird, um den Klimawandel zu verlangsamen. Technologien und Know-how sind vorhanden; der Zusammenhalt und die richtigen Maßnahmen werden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

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