Editorial aus Schiff&Hafen 9/2020: Antworten auf die Krise

Dr.-Ing. Silke Sadowski, Chefredakteurin

Für die globale maritime Branche und damit auch für Schiff&Hafen sollte der September ganz im Zeichen der 29. SMM stehen. Doch in diesem Jahr ist alles anders – ein Virus hat unsere Welt auf den Kopf gestellt und bestimmt seit Monaten nahezu alle Bereiche des wirtschaftlichen, öffentlichen und privaten Lebens. So kam Anfang Mai die Ankündigung der Hamburg Messe und Congress GmbH über die Verschiebung der SMM in den Februar kommenden Jahres für kaum einen Marktteilnehmer überraschend. Zweifelsfrei ist eine internationale Großveranstaltung wie die SMM aktuell schwer vorstellbar, dennoch: die Branche vermisst diese so wichtige maritime Leitmesse, die erstmals in ihrer lang jährigen Geschichte verschoben werden musste. Denn gerade jetzt, mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die insbesondere auch die maritime Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellt, ist es wichtiger denn je, Innovationen voranzutreiben, um in einem veränderten Marktumfeld Chancen zu nutzen und auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Umschlagzahlen in den Häfen sind in den vergangenen Monaten vielerorts drastisch gesunken. So meldete der Hamburger Hafen kürzlich einen deutlichen Rückgang des Seegüterumschlags von 12 Prozent für das erste Halbjahr.

Zwangsläufig sinkt die weltweite Nachfrage nach neuen Handelsschiffen, die laut BIMC O um 50 Prozent zurückgegangen ist. Die Reedereien wiederum müssen nicht nur das sinkende Frachtvolumen kompensieren, vor ihnen stehen weitreichende Investitionsentscheidungen, um ihre Flotten entsprechend der zunehmend schärferen Umwelt- und Klima-Vorschriften zukunftsfähig aufzustellen. Noch dramatischer sieht es auf dem Kreuzfahrtmarkt aus. Hier ist die Nachfrage infolge des beispiellos abrupten Einbruchs auf unbestimmte Zeit komplett zum Erliegen gekommen. Insgesamt ein schwieriges Marktumfeld, das vor allem auch die deutschen Werft- und Zulieferunternehmen vor extreme Markt-Herausforderungen stellt. Allerdings – schaut man sich dieser Tage in der Branche um – ist von Resignation wenig zu spüren. Die Unternehmen glauben an ihre Zukunft und rüsten sich mit Investitionen in F&E, aber auch mit Einsparungen und Restrukturierungen, bei denen mancherorts leider auch Personalabbau nicht vermieden werden kann, für die erfolgreiche Bewältigung der Corona-Krise. Dabei geht es hier nicht nur um die großen Player, sondern auch um die vielen, für die deutsche Wirtschaft so wichtigen KMU im Bereich der Schiffbau- und Offshore-Zulieferer und der Meerestechnik, die Kampfgeist zeigen und mutige strategische Entscheidungen treffen.

Dies wird auch in dem in dieser Ausgabe veröffentlichten Themenspecial „Innovation Report“, mit dem wir insbesondere vor dem Hintergrund der SMM-Verschiebung eine alternative Plattform für Produkt- und Serviceneuvorstellungen bieten wollen, deutlich. Hier zeigt die deutsche maritime Wirtschaft, wie innovativ, anpassungsfähig und zukunftsorientiert sie handeln kann. Dass die Politik dabei fest an ihrer Seite steht und mit umfangreichen politischen Maßnahmen die Branche unterstützt, wird nicht zuletzt mit dem diesem Report vorangestellten Grußwort des Maritimen Koordinators Norbert Brackmann unterstrichen.

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