Branche sieht Herausforderungen beim Windenergieausbau

Fundamentinstallation im Nordsee-Windpark „Kaskasi“  (Foto: RWE AG/Matthias Ibeler)

In einer gemeinsamen Mitteilung haben der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V. (BWO), die Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA Power Systems und die Windenergie-Agentur WAB e.V. Stellung zum aktuellen Ausbaustatus bezogen und auf die Herausforderungen hingewiesen, die sich aus dem novellierten Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) ergeben.

Mit den von der Bundesregierung definierten Ausbauzielen von mindestens 30 GW bis 2030, mindestens 40 GW bis 2035 und mindestens 70 GW bis 2045 habe Deutschland demnach die Ambitionen, die die Industrie für den beschleunigten Ausbau der Offshore-Windenergie benötigt. Die Bauaktivitäten würden in diesem Jahr auch wieder anlaufen, allerdings sei im ersten Halbjahr außer Fundamenten in den Offshore-Windparks „Kaskasi“ und „Arcadis Ost 1“ noch keine Offshore-Windenergieanlage errichtet worden. Ein kontinuierlicher Zubau werde künftig jedoch entscheidend sein, um Deutschland im Wettbewerb mit anderen Märkten mit Anlagen und Equipment zu versorgen. Der mit dem WindSeeG festgelegte Rahmen für den zukünftigen Offshore-Ausbau stelle die Branche jedoch vor Herausforderungen.

„Eine zentrale Schwäche des novellierten Wind-auf-See-Gesetzes ist das neue Ausschreibungsdesign, das den Preis für den Ausbau der Flächen in Nord- und Ostsee an die erste und maßgebliche Stelle stellt“, kommentieren die Branchenorganisationen. Der Zuschlag richte sich demnach nicht nach den niedrigsten Kosten, sondern orientiere sich an dem höchsten erzielbaren Preis für die Nutzungsrechte der Flächen. Um bis zu 21 Euro/MWh könnten die Industriestrompreise laut NERA Economic Consulting durch die neu verankerte Gebotskomponente steigen. Diese sollte laut den Organisationen gestrichen oder zumindest gedeckelt werden. Bei der Vergabe müssten Nachhaltigkeitsaspekte und die Stärkung der europäischen Industrie Vorrang haben. Die zugrunde liegenden Kriterien sollten zudem mit der Windenergiebranche abgestimmt sowie europaweit gültig eingeführt werden.
Der ebenfalls im neuen WindSeeG festgelegte Hochlauf der Wasserstoffproduktion durch Offshore-Wind ab 2023 wird positiv bewertet, allerdings bedürfe es auch hier einer frühzeitigen Einbindung der Branchenvertretungen bei der Entwicklung des künftigen Ausschreibungsdesigns.

Damit die mittel- und langfristigen Ziele beim Ausbau der Offshore-Windenergie realisiert werden können, müssten laut den Organisationen dringend weitere Maßnahmen ergriffen werden. Offshore-Projekte hätten lange Vorlaufzeiten, zudem steige der Bedarf an Produktionskapazitäten im In- und Ausland deutlich an. Eine besondere industriepolitische Anstrengung mit fairem internationalem Wettbewerb sei daher notwendig. Die Produktionsstätten in Europa müssten ausgebaut werden und funktionstüchtige Lieferketten gewährleistet sein. Zudem sei die Ertüchtigung von Werften und Häfen sowie des Spezialschiffbaus essenziell und müsse politisch unterstützt werden.

„Es braucht außerdem eine große und von der Bundesregierung unterstützte Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive. In den letzten drei Jahren gingen in der deutschen Offshore-Windbranche über 3000 Arbeitsplätze verloren. Die Branche hat folglich einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften - viel gutes Personal ist als Folge des nicht erfolgten Zubaus ins Ausland abgewandert. Es gilt nun, diesen Bedarf durch das gezielte Anwerben von Fachpersonal zu decken. Konkrete Ideen, wie Ausbildungscluster für Windenergie können helfen, den erforderlichen Bedarf an Fachkräften zu decken. Das jetzt im WindSeeG beschlossene Ausbildungskriterium ist an sich ein interessanter Ansatz zur Beförderung von Ausbildung, in der Anwendung für die Auswahl des erfolgreichen Bieters jedoch wahrscheinlich sehr komplex", schließen die Branchenorganisationen.

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