Digitalisierung im After Sales Service: neue Geschäftsmodelle im Fokus

Die deutschen maritimen Zulieferunternehmen sehen im digitalen Wandel des Servicegeschäfts gute Möglichkeiten für eine Erweiterung ihres Leistungsportfolios.

Datenbasierte Konzepte bieten dabei langfristige Potenziale für den Ausbau von Geschäftsmodellen im After Sales-Bereich und die Stärkung der Wettbewerbsposition. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Digitalisierung des Service in der maritimen Zulieferindustrie“, die der VDMA kürzlich veröffentlicht hat. Unterstützt wurde die AG Marine Equipment and Systems des VDMA bei der Durchführung der Untersuchung durch das Fraunhofer CML.
Auf Basis von Gesprächen mit Branchenvertretern und einer Umfrage wurde ermittelt, dass auf Seiten der Zulieferunternehmen die Tragweite der Veränderungen im Service durch die maritimen Industrie 4.0 inzwischen überwiegend erkannt ist. Auch was die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben im Service angeht, hat die Branche Fahrt aufgenommen, wenngleich sie gerade bei der Entwicklung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle weiterhin eher zurückhaltend agiert.
Bereits die vorangegangene Untersuchung „Erfolgsfaktor After Sales Service“ von Fraunhofer CML und VDMA aus dem Jahr 2016 konnte die entscheidende Bedeutung produktbegleitender Dienstleistungen in der maritimen Zulieferindustrie hervorheben. Aufgrund des hohen Ertragspotenzials gerade für industrielle Güter sowie als Differenzierungsmerkmal gegenüber konkurrierenden Herstellern hat der Service einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den langfristigen Geschäftserfolg. Digitalisierung im Fokus Angesichts der großen Veränderungen der letzten Jahre rückte in der aktuellen Studie die Digitalisierung in den Fokus.
Insgesamt wurden 68 Führungskräfte aus der maritimen Zulieferindustrie zu den Herausforderungen bei der digitalen Transformation im Service, aber auch zu sich in diesem Zusammenhang entwickelnden Chancen und technologischen Neuerungen befragt. Unstrittig bestehen die gegenwärtig größten Veränderungen in der maritimen Wirtschaft in der umfassenden Verfügbarkeit aktueller Daten aus dem Schiffsbetrieb, den immer leistungsfähigeren Kommunikationslösungen im maritimen Raum und dem Transfer innovativer Verfahren zur Analyse großer Datenmengen in schifffahrtsbezogene Anwendungsfelder. Vor diesem Hintergrund geht es zukünftig vor allem um die Frage, wie Daten und Informationen sowie deren Austausch über den gesamten Produktlebenszyklus maritimer Systeme einen Mehrwert generieren können. Für die Unternehmen der maritimen Zulieferindustrie ergibt sich hieraus die Chance, sowohl die Prozesseffizienz und Produktivität ihrer Dienstleistungssysteme im maritimen After Sales zu steigern, als auch mit innovativen digitalen Leistungsangeboten einen zusätzlichen Kundennutzen zu schaffen.
Durch die Entwicklung datenbasierter Funktionalitäten können die Unternehmen der maritimen Zulieferindustrie ihr digitales Profil im After Sales-Bereich schärfen. Aktuelle Fortschritte in den Bereichen Sensortechnologien, maritime Vernetzung und Analyse immer größerer Datenmengen machen dabei vor allem die folgenden Leistungen möglich:
- Intelligente Sensorik an Bord erfasst permanent Betriebs- und Nutzungsdaten, aus denen sich wertvolle Erkenntnisse für die Betriebsoptimierung und die Produktweiterentwicklung ableiten lassen.
- Innovative Betriebssteuerungsfunktionen, ob als Direktzugriff von Land aus oder mittels lokaler Selbststeuerung, erlauben es Betriebsprofile in Echtzeit anzupassen und so identifizierte Optimierungspotenziale direkt zu erschließen.
- Datenbasierte Ferndiagnose- und Zustandsüberwachungsalgorithmen ermöglichen den Übergang zu „Condition Based“ oder „Predictive Maintenance“ maritimer Systeme und damit eine Kostenersparnis gegenüber rein präventiven Strategien.
- Eine Intensivierung der Technikunterstützung im Service erhöht durch digitale Hilfsmittel die Produktivität des Einsatzes von Servicemitarbeitern an Bord und innovative Assistenzsysteme optimieren die zentrale Planung und Steuerung des After Sales Services.

Schiffbau
Artikel Redaktion Schiff&Hafen
Artikel Redaktion Schiff&Hafen