LR führt Zero Ready Framework ein
Lloyd's Register (LR) hat Rahmenrichtlinien für eine verbesserte Bewertung der Bestandsflotte und von Neubauten hinsichtlich ihrer Eignung für einen künftigen Betrieb mit kohlenstofffreien Kraftstoffen veröffentlicht.
Das vom Maritime Decarbonisation Hub von LR herausgebrachte „Zero Ready Framework – helping to ensure shipping can deliver our zero-emission future" wurde von der Klassifikationsgesellschaft in Kooperation mit verschiedenen Branchenvertretern entwickelt. Das Rahmenwerk untergliedert die Eignung der Schiffe für die Nutzung CO2-freier Kraftstoffe auf Basis des Well-to-Wake-Szenarios von Stufe 1 (höchste Eignung) bis Stufe 5 (niedrigste Eignung).
Die Stufen wurden von LR auf Basis von aktuellen Analysen der Flotte erstellt. Für einige Schiffe ist demnach eine Umstellung auf kohlenstofffreie Kraftstoffe bislang lediglich geplant. Andere Eigner haben bereits die erforderliche Ausrüstung (z. B. Motor, Tank, Rohrleitungen, Kraftstoffmanagementsystem) teilweise oder vollständig installiert. Weitere Schiffe verfügen über Dual-Fuel-Motoren, die zwar grundsätzlich auch mit einem kohlenstofffreien Treibstoff betrieben werden können, hierfür aber möglicherweise noch Nachrüstungen erforderlich sind.
Eine exemplarische Analyse einer Containerschiffsroute in Südostasien durch den LR Maritime Decarbonisation Hub ergab, dass zur Erreichung von Nullemissionen zwischen 27 und 30 Prozent der zwischen 2022 und 2050 neu gebauten Schiffe auf einen anderen Treibstoff umgestellt werden müssen, um die festgelegten Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Durch die Etablierung des Zero Ready Frameworks sollen Investoren, Charterer, Versicherer und Schiffseigner dabei unterstützt werden, die Kosten und Risiken bei der Umrüstung besser einschätzen zu können. Nach Aussage von Charles Haskell, Direktor, LR Maritime Decarbonisation Hub, war dies aufgrund der erheblichen strukturellen und technischen Komplexität sowie unterschiedlicher Standards und Klassifizierungen bislang jedoch nur bedingt möglich.
Wie Andrew Keevil, Strategy Development Manager, LR Maritime Decarbonisation Hub und Hauptautor des Zero Ready Frameworks, erläutert, hätten sich die verfügbaren Vorschriften bislang vor allem auf kurzfristige Verbesserungen der Energieeffizienz von Schiffen und der Treibhausgasemissionen konzentriert.
Für viele Aspekte der Dekarbonisierung fehlten zudem präzise Definitionen, ergänzt Haris Zografakis, Partner bei der Anwaltskanzlei Stephenson Harwood LLP. Darunter fallen u.a. die Messung von Emissionen und die Spezifikationen neuer Kraftstoffe. Für den häufig verwendeten Begriff „Zero-Ready“- sowohl für Neubauten als auch für entsprechend nachgerüstete Schiffe – gäbe es bislang keine gültige Klassifizierung oder gesetzliche Vorgaben, so Zografakis.
Nach Einschätzung von Tim Berckmoes, CEO der Anglo Belgian Corporation, ist die Bereitschaft zur Verwendung von kohlenstofffreien Kraftstoffen für die Schifffahrt ein entscheidendes Thema, und die im Zero Ready Framework definierten Stufen werden dazu beitragen, die Branche durch schrittweise Verbesserungen zu dekarbonisieren.