Überkapazitäten und schwache Nachfrage bedrohen Weltschiffbauindustrie
Zu den Teilnehmern des jährlichen Schiffbau-Gipfeltreffens zählten Topmanager der asiatischen Großwerften Hyundai, Samsung, Daewoo, Mitsubishi, Kawasaki, CSSC, CSIC und COSCO. Aus Deutschland waren Bernard Meyer (Meyer Werft), Harald Fassmer (Fassmer) sowie die Geschäftsführung des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) neben prominenten europäischen Kollegen von Fincantieri, Damen, Navantia und STX France dabei.
Die Werftmanager sehen sich derzeit einer schwierigen Marktsituation gegenüber. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 hat die Weltwirtschaft weiter an Wachstumsdynamik eingebüßt und trotz stark gesunkener Treibstoffpreise und niedriger Zinsen gab es keine neuen Impulse für zusätzliche Investitionen im Schiffbau. Im Gegenteil: Überkapazitäten, geringere Investitionen in der Öl- und Gasindustrie sowie hohe Auftragsbestände in den unterschiedlichen Segmenten der Welthandelsflotte haben die Lage noch verschärft. Große Schiffbaukonzerne in Südkorea, Japan und China meldeten Verluste in Milliardenhöhe.
Die aus dem Gleichgewicht geratene Angebots und Nachfragesituation im Schiffbau wurde im Rahmen der OECD-Schiffbauarbeitsgruppe (Working Party 6, WP6) auch von Regierungsvertretern diskutiert. Während Deutschland, das diesmal im Fokus der jährlichen Länderanalysen stand, für seine erfolgreiche Umstellung auf den Spezialschiffbau und seine besonders zurückhaltende Industriepolitik gelobt wurde, sah sich v.a. Südkorea starker Kritik ausgesetzt. Dort waren in den zurückliegenden Wochen mit Milliardenbeträgen staatseigener Finanzinstitutionen, die Verluste der Großwerften ausgeglichen worden. Südkorea verpflichtete sich, in der nächsten WP6-Sitzung dezidierten Bericht zu erstatten.