Wissenschaftsrat empfiehlt Bau von "Polarstern II"
Der Wissenschaftsrat des Bundes und der Länder hatte auf seiner Sitzung vom 10. bis 12. November in Lübeck unter anderem über die Entwicklung der deutschen Forschungsflotte diskutiert. Ziel war es, Empfehlungen zur Gesamtstrategie der zukünftig erforderlichen Schiffsbauaktivitäten zu geben und zugleich Leitlinien für die Finanzierung von Bau und Betrieb der Forschungsflotte zu entwickeln.
Das Gremium hat das Ergebnis seiner letzten Sitzung gestern in Berlin bekanntgegeben. Der Neubau könnte 2016 in Betrieb genommen werden und mittelfristig das Forschungsschiff Polarstern ersetzen. Die Kosten werden mit etwa 450 Mio. Euro kalkuliert. „Wir freuen uns sehr, dass das Vorhaben positiv bewertet wurde“, erklärt Prof. Dr. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in der Helmholtz-Gemeinschaft, das das FS "Polarstern" betreibt. Die jetzige Polarstern wird bereits über 30 Jahre alt sein, wenn sie ersetzt wird.
Den großen Bedarf an Schiffszeit in Arktis und Antarktis beschreibt der wissenschaftliche Koordinator für die Polarstern, Dr. Eberhard Fahrbach vom Alfred-Wegener-Institut: „Für viele Expeditionen liegen Anträge von zwei- bis dreimal mehr Forschern vor, als wir unterbringen können.“ Zusätzlich übernimmt Polarstern mit der Versorgung der Neumayer-Station III und anderer Antarktisstationen wichtige logistische Aufgaben, die in die Fahrtplanung einbezogen werden müssen.
Im nächsten Schritt wird das Alfred-Wegener-Institut einen Antrag beim Bundesministerium für Bildung und Forschung einreichen, um ausschreibungsfähige Unterlagen erstellen zu können. Die Anforderungen an den Neubau haben wissenschaftlich-technische und schiffsbautechnische Arbeitsgruppen zusammengestellt, die sich aus Forschern, Nautikern und Technikern der deutschen meeresforschenden Institutionen zusammensetzen.
Die Empfehlung des Wissenschaftsrats umfasst auch eine Fahrtzeitverlängerung für "Polarstern I", um verstärkt Forschung in den vom Klimawandel stark betroffenen Polargebieten durchführen zu können. Das Alfred-Wegener-Insitut wird daher prüfen, welche dringenden Erneuerungsmaßnahmen für die jetzige Polarstern notwendig sein werden, falls sie noch einige Jahre in den Polargebieten eingesetzt werden soll.
Die Zukunft der vier mittelgroßen Forschungsschiffe soll laut Empfehlung an die Entscheidung über ein Nachfolgeschiff von FS "Poseidon" gekoppelt werden. "Poseidon" ist das dienstälteste der mittelgroßen Schiffe, zu denen auch FS "Heincke" gehört. Um das europäische Projekt "Aurora Borealis" (Forschungseisbrecher mit Bohrbefähigung) weiter zu entwickeln, müssten mehr Partner ihre Finanzierung zusagen.