22 Standorte für neue Werften in China

Werften im Auftragsrausch - Schiffbaumesse in Hamburg Von Eckart Gienke, dpa =

Hamburg (dpa) - Jahrzehntelang hat der Schiffbau als Krisenbranche fast nur negative Schlagzeilen gemacht. Doch das Blatt hat sich gründlich gewendet: Die Werften in der ganzen Welt, in Europa und in Deutschland freuen sich über prall gefüllte Auftragsbücher und konnten ihre Preise in den vergangenen Jahren um ein Drittel anheben. Wer heute ein Schiff bestellt, bekommt es erst 2009 oder 2010 geliefert. In dieser Woche (26.-29.9.) treffen sich die Schiffbauer und ihre Zulieferer bei der weltgrößten Schiffbaumesse SMM (Shipbuilding, Machinery & Marine Technology) in Hamburg.

«Es wurden überhaupt noch niemals so viele Schiffe gebaut wie jetzt», sagt Stephen Gordon von dem Londoner Analyseunternehmen Clarkson Research Services. Fast 5400 Schiffe sind in Auftrag gegeben, Tanker und Containerschiffe, Massengutfrachter, Gastanker und Spezialschiffe. Rund 28 Prozent der gegenwärtig fahrenden Handelsflotte entsteht auf den Werften nochmals neu. Triebkraft für den Boom ist der wachsende Welthandel durch die Globalisierung.

Die deutschen Werften haben 230 Schiffe im Wert von fast zwölf Milliarden Euro in ihren Auftragsbüchern und sind damit auf Jahre hinaus ausgelastet. «Der deutsche Schiffbau partizipiert an der weltweit guten Ordertätigkeit und baut seinen Auftragsbestand weiter aus», sagt Werner Lundt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). Im Jahre 2001 wurden gerade einmal 17 Schiffe auf deutschen Werften bestellt, im vergangenen Jahr dagegen 157. Auch die Ertragslage habe sich gebessert; die Werften suchen dringend nach Ingenieuren. Von Überschwang sind die Schiffbauer dennoch weit entfernt: Sie bekommen zwar mehr Geld für ihre Schiffe, müssen aber auch höhere Preise für den Stahl und andere Zulieferteile bezahlen.

Für die Zulieferer bedeutet der Boom teilweise zweistellige Wachstumsraten. Sie steuern mehr zu einem Schiff bei als die Werft selbst und beschäftigen in Deutschland drei Mal so viel Mitarbeiter wie die Schiffbauer. Die Zulieferer sorgen sich um die zunehmende Nachahmung ihrer High-Tech-Produkte und die Produktpiraterie, vor allem aus Asien und China. Andererseits ist China der am schnellsten wachsende Auslandsmarkt für die Zulieferer und macht bereits mehr als ein Viertel des gesamten Auslandsgeschäfts aus.

China ist ohnehin das Messethema Nummer eins. Bis 2020 will das Land in der Rangliste der weltgrößten Schiffbaunationen vom dritten auf den ersten Rang vorstoßen, und kaum ein Experte bezweifelt, dass dieser Plan gelingt. Zu eindrucksvoll sind die chinesischen Erfolge der Vergangenheit. Und die Branche steht weiter unter Dampf; allein 22 Standorte für neue Werften sind schon ausgewiesen. Die Dimensionen sind für europäische Verhältnisse kaum vorstellbar. Bei Schanghai entsteht gerade eine Werft, die sich auf einer Länge von acht Kilometern entlang der Küste erstrecken und sieben Docks für Riesenschiffe von 300 000 Tonnen Zuladung (tdw) haben wird. Das ist die größte Sorge der Branche: Der chinesische Bauboom bei den Werften könnte Überkapazitäten schaffen und damit den Boom beenden.

Bei der Schiffbaumesse SMM sind rund 1670 Aussteller aus 50 Nationen dabei, davon mehr als 600 aus Deutschland. Sie präsentieren auf 75 000 Quadratmetern Fläche in 13 Hallen alle wesentlichen Neuigkeiten rund um die Schiffstechnik sowie das Spezialthema Superyachten. Begleitet wird die Messe von mehr als 100 Konferenzen, Workshops und Tagungen.

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