Auf der Mosel stauen sich die Schiffe

Rund 200 Kilometer schlängelt sich die Mosel von Trier bis nach Koblenz. Was auf dieser Strecke für Touristen ein Erlebnis ist, kann für Kapitäne auf Güterschiffen ein Ärgernis sein: Die Fahrt durch die zehn Schleusen. Vor allem in den Sommermonaten gibt es Wartezeiten an den Staustufen, die bislang nur eine Kammer haben. Fällt diese dann auch noch aus, droht der Verkehrsinfarkt - eine Umleitung auf dem Wasser gibt es nicht. Die Mosel gehört heute zu den meist befahrenen staugeregelten Binnenwasserstraßen in Europa. In den kommenden 20 Jahren sollen deshalb alle Schleusen eine zweite Kammer bekommen - an zwei Schleusen laufen derzeit die Bauarbeiten. Binnenschiffer fürchten, dass sich die Arbeiten lange hinziehen. Die Mosel sei Opfer ihres Erfolgs, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt (BDB), Jörg Rusche.

1964 wurde der Fluss für die Großschifffahrt freigegeben, um die Wirtschaftszentren Lothringens, Luxemburgs und den Raum Trier über den Rhein mit den Seehäfen zu verbinden. 1974 wurden nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest 12,2 Millionen Tonnen und damit bereits mehr als die prognostizierten zehn Millionen Tonnen im Jahr transportiert. Der Aufschwung in der Montan- und Bauindustrie sowie die Eröffnung der in die Mosel mündende Saarwasserstraße 1987 ließen das Frachtaufkommen weiter steigen. Im Jahr 2006 passierten rund 16 Millionen Gütertonnen die Eingangsschleuse Koblenz.

An den Schleusen haben Fahrgastschiffe grundsätzlich Vorfahrt, weil sie sich nach einem Fahrplan richten. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Koblenz warten Güterschiffe im Durchschnitt pro Schleuse rund eine Stunde, manchmal - vor allem in den Touristenregionen - aber auch drei bis vier Stunden. Laut Rusche muss ein Güterschiff bei einer Fahrt von Koblenz bis zum Saarhafen Dillingen eine Wartezeit von insgesamt bis zu 15 Stunden in Kauf nehmen. «Die Kunden wollen zunehmend termingerechte Anlieferungen», erklärt Rusche das Problem - ganz zu schweigen von finanziellen Verlusten. Und wenn nur eine Schleuse ausfalle, liege der ganze Verkehr lahm. Im Extremfall müssten die täglich transportierten 42 000 Tonnen dann von Lastwagen übernommen werden.

Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamts Koblenz steigt der Güterverkehr weiter. Eine Prognose gehe von rund 18 Millionen Tonnen an der Schleuse Koblenz im Jahr 2015 aus, sagt Leiter Günther Werner. «Die können schnell erreicht werden, wenn die Planungen im Saarland zum Bau eines Kohlekraftwerks realisiert werden.» Zudem überlege Frankreich, eine Verbindung für die Großschifffahrt von der Mosel bis zum Mittelmeer zu schaffen - dieses Vorhaben sei aber noch in der Planungsphase. Hinzu kommt, dass die Schiffe immer größer werden und damit einzeln geschleust werden müssen. Die vor mehr als 40 Jahren gebauten Kammern sind 170 Meter lang und zwölf Meter breit. Heute sind jedoch laut Wasser- und Schifffahrtsdirektion Schiffe mit bis zu 135 Metern Länge und elf Metern Breite unterwegs.

Die Erweiterung der Moselschleusen gilt als das größte Bauvorhaben auf dem Fluss seit 40 Jahren. Bereits im Bau sind zweite Kammern in Zeltingen (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Fankel (Kreis Cochem-Zell). Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte unlängst in Trier, dass die weiteren Schleusen im Abstand von zweieinhalb Jahren folgen sollen. Die Kosten betragen je Schleuse rund 40 Millionen Euro - die Bauzeit ist jeweils mit vier Jahren veranschlagt. «Unsere Sorge ist, dass das alles sehr lange dauert», sagt BDB-Geschäftsführer Rusche. Er appelliert an den Bund, mehr Personal für die Planungen bereitzustellen.

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