Beschwerde gegen Scandlines-Monopol

Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines hat in den ersten drei Monaten des Jahres 7,6 Prozent mehr Fracht transportiert als im Vorjahreszeitraum. Wie das Unternehmen am Montag an seinem Rostocker Sitz mitteilte, wurden rund 242 000 Lastwagen und Aufleger transportiert, 17 000 mehr als 2005. Als Gründe für das Wachstum nannte Scandlines die Fertigstellung der Ostseeautobahn A 20 Ende 2005 sowie die Entwicklung Rostocks und des lettischen Ventspils als Drehscheiben im Baltikumverkehr.

Scandlines erwartet nach eigenen Angaben, dass der Aufschwung bis zum Jahresende anhält. Auf Grund der EU-Erweiterung nach Osten hätten sich auch die Verkehrsströme nach Osten verlagert. Daher werde der Bedarf an schnellen Verbindungen über die Ostsee weiter zunehmen. Auf den derzeit zwölf Linien der Scandlines AG wurden im vergangenen Jahr rund 20 Millionen Passagiere, 4,2 Millionen Autos, 82 000 Reisebusse und 100 000 Eisenbahnwaggons transportiert.

Derzeit laufen die Verhandlungen zum Verkauf der Reederei, die noch der Deutschen Bahn und dem dänischen Staat gehört. Aber der geplante Verkauf von Scandlines könnte der Bahn weniger als erhofft in die Konzernkasse spülen. Denn Europas größte Fährreederei droht die langjährige Monopolstellung beim Hafen Puttgarden zu verlieren. Wie das Handelsblatt aus Firmenkreisen erfuhr, fordert ein norwegischer Konkurrent, dass Scandlines die land- und seeseitige Nutzung des Hafens für Wettbewerber öffnet. Er hat deshalb eine entsprechende Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. „Wir prüfen derzeit die Beschwerde“, bestätigt eine Sprecherin des Kartellamts. Den Namen des Antragsstellers nannte sie nicht.

Scandlines gehören alle Anteile am Hafen Puttgarden. Er ist einer der wichtigsten Eckpfeiler der Reederei. Denn im Fährverkehr zwischen Puttgarden und dem dänischen Rödby erzielt das Schifffahrtsunternehmen mehr als die Hälfte des Umsatzes von rund 530 Millionen Euro, heißt es. Sollte die Bahn-Tochter allerdings den Hafen in Puttgarden für Wettbewerber öffnen, drohen der Gesellschaft auf der Vogelfluglinie zwischen Deutschland und Dänemark Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe, heißt es. Dies dürfte potenzielle Investoren abschrecken.

Die Deutsche Bahn und der dänischen Staat hoffen durch den Verkauf der Fährreederei auf einen Erlös von mehr als 1,2 Milliarden Euro, heißt es in Bahn-Kreisen. Sie sind zu gleichen Teilen an Scandlines beteiligt. Die Eigentümer wollen sich von ihren Beteiligungen trennen, da sie sich in den vergangenen Jahren auf kein gemeinsames Unternehmenskonzept einigen konnten. Mehr als 40 strategische Investoren sowie Finanzhäuser haben bereits Interesse an einer Übernahme von Scandlines angemeldet. Dazu gehören unter anderem ein Konsortium um die Deutsche Seereederei (DSR) und Allianz Capital Partners sowie die Reedereien Stena Line und DFDS Seaways.

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