Danziger Werft sucht dringend Investoren

Die Kräne bewegen sich nur noch selten. Schiffe werden auf der Danziger Werft kaum noch gebaut: Nur drei Stück liefen hier im vergangenen Jahr vom Stapel. Seitdem die ehemals größte Werft Polens und Wiege der Gewerkschaft «Solidarität» vor zehn Jahren hoch verschuldet Insolvenz anmelden musste, wird das Unternehmen neu strukturiert. Doch die Situation der Werft wie auch der gesamten Branche in Polen ist schwierig. Investoren werden dringend gesucht.

«Die Lage der Werftindustrie ist fatal, die Stimmung unter den Arbeitern schlecht. Viele sind ins Ausland gegangen, weil sie da mehr verdienen», sagt Katarzyna Jazwinska von «Puls Biznesu», einer der führenden Wirtschaftszeitungen in Polen. Die Redakteurin zählt die Defizite der Werften auf: Veraltete Maschinen und Technik, starker Wettbewerb auf dem Weltmarkt vor allem durch die asiatischen Länder, geringe Rentabilität sowie die drückenden Schulden.

Allein die heute größte polnische Werft, die Gdingener Werft, hat nach eigenen Angaben Verbindlichkeiten in Höhe von rund 249 Millionen Euro. «Das ist eine schwere Last auf unseren Schultern, die wir nun in Raten langsam abbezahlen wollen», sagt Janusz Wikowski, der Sprecher der Werft, die in diesem Jahr 13 Schiffe im Wert von 509 Millionen Euro bauen wird. Davon sollen drei Schiffe in der Danziger Werft gefertigt werden, die heute Teil der Gdingener Werft ist.

Trotz der großen Schwierigkeiten gilt die Werftindustrie nach wie vor als ein strategisch wichtiger Bereich der polnischen Wirtschaft. Im Jahr 2005 erwirtschaftete er nach Angaben des Wirtschaftsministeriums rund 771 Millionen Euro. Rund 15 000 Menschen arbeiteten in dem Sektor, der seit dem Wegbrechen der Absatzmärkte im ehemaligen Ostblock und der Einführung der marktwirtschaftlichen Reformen in Polen mühsam versucht, wieder auf die Beine zu kommen - mit hohen staatlichen Hilfen.

«Polen und die Europäische Union haben jahrelang Millionen Euro in den Werftensektor gepumpt - ohne großen Erfolg», sagt Jazwinska. Nach einem Strategie-Bericht der polnischen Regierung zur Werftindustrie für die EU-Kommission, der derzeit noch in der Regierung diskutiert wird, sind noch mehr öffentliche Gelder bis 2010 notwendig, um den Sektor weiter zu strukturieren und damit langfristig private Investoren suchen zu können. Denn das Vertrauen in die Werftindustrie aufzubauen sei «ein langer Prozess».

Aus dem Strategie-Bericht geht auch hervor, dass die Danziger Werft, das einstige Symbol der Demokratie und des Aufbruchs, verkauft werden soll. Das Unternehmen, das am 20. Juni 1996 auf Druck des Staates Insolvenz anmelden musste, erledigt heute als Tochterunternehmen der Gdingener Werft überwiegend Zuliefererarbeiten beim Bau von Schiffen - nach wie vor unrentabel, so Jazwinska.

«Wir wollen noch im Sommer verkaufen, dann würde die Danziger Werft wieder eigenständig arbeiten. Die Verhandlungen laufen gerade, es gibt drei Angebote von polnischen Unternehmen», bestätigt Wikowski, der Sprecher der Gdingener Werft. Private Investoren für diesen Sektor zu finden, ist laut Jazwinska aber sehr schwierig: «Wer will schon die großen Schulden der Werften übernehmen?»

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