Deutsche Fischer dürfen in der Ostsee mehr Hering fangen
Die deutschen Fischer dürfen in der Ostsee im kommenden Jahr mehr Hering, aber weniger Dorsch fangen. Die EU-Kommission hat die deutschen Heringsquoten für die Ostsee angehoben, wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Freitag mitteilte. Die Dorschquoten wurden dagegen leicht gesenkt. Den Angaben zufolge dürfen die Fischer in der westlichen Ostsee rund 27 300 Tonnen Hering und damit rund 1000 Tonnen mehr als 2006 fangen. In der östlichen Ostsee ist die Heringsquote laut Backhaus ebenfalls gestiegen. Die Ostsee-Dorschquote ist für die deutschen Fischer um rund 770 Tonnen gesunken.
Die EU-Kommission hat zudem die Schonzeiten und Stillliegetage für die Ostsee ausgedehnt. Demnach darf 2007 in der ersten Januarwoche sowie vom 31. März bis 1. Mai kein Dorsch gefangen werden. Darüber hinaus müssen die Mitgliedsstaaten weitere 77 Tage festlegen, an denen nicht gefischt werden darf, teilte das Ministerium mit.
Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer reagierte verhalten auf die Bekanntgabe der Quoten und Stillliegetage. «Mit den Heringsquoten können wir gut leben. Doch die Absenkung der Dorschquote um rund 770 Tonnen ist bitter», sagte der Präsident des Landesverbandes, Norbert Kahlfuß. Vor allem die Erhöhung der Stillliegetage von 87 im Jahr 2006 auf künftig insgesamt 117 sei ein «schwerer Brocken». Unklar sei zudem auch noch, wie die Quoten zwischen den Fischen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein aufgeteilt würden. Die Fischer aus dem Nordosten streben seit Jahren eine Erhöhung ihres Anteils an. Bisher erhalten sie 70 Prozent, ihre westlichen Nachbarn 30 Prozent der Ostseequote.
Die Aufteilung der Quoten auf die Bundesländer wird voraussichtlich im Januar durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bekannt gegeben. «Uns wurde signalisiert, dass sich die Landesverbände untereinander einigen sollen», sagte Kahlfuß. Backhaus kündigte am Freitag an, sich vor allem für einen höheren Dorsch- Anteil für Mecklenburg-Vorpommern einzusetzen. Die Kutter- und Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern hatten in diesem Jahr rund 21 000 Tonnen Fisch in ihren Netzen, darunter 16 000 Tonnen Hering. Die Erlöse belaufen sich mit rund 11 Millionen Euro ungefähr auf Vorjahresniveau. Damit gehört 2006 zu den erfolgreichsten Jahren nach 1990, wie Kahlfuß sagte.
Backhaus kritisierte zudem die Zusatzregelungen. Der bürokratische Aufwand habe sich immens erhöht. «Die Kommission redet zwar von Wiederauffüllungsplänen und von Mehrjahresplänen für den Dorsch, versteht darunter aber lediglich Verbote und wartet ansonsten ab, was passiert», sagte er. Backhaus forderte von EU und Bund Unterstützung für ein vom Land geplantes Programm zur Stabilisierung der Dorschbestände in der Ostsee.