GL wehrt sich gegen Übernahme

Der Vorstand des maritimen Dienstleisters Germanischer Lloyd (GL) hat sich gegen eine feindliche Übernahme durch den französischen Konkurrenten Bureau Veritas ausgesprochen.

«Die Risiken der angestrebten Übernahme überwiegen bei weitem eventuelle Vorteile», heißt es in einer am Mittwoch in Hamburg veröffentlichten Empfehlung des Vorstandes an die Aktionäre. Auch der Aufsichtsrat habe sich dieser Position angeschlossen; der Betriebsrat hatte schon zuvor seine ablehnende Haltung deutlich gemacht. «Wir brauchen Bureau Veritas nicht», sagte GL-Vorstand Rainer Schöndube. «Eine feindliche Übernahme gefährdet die Fortsetzung unseres bisherigen Geschäftserfolgs.»

Bureau Veritas ist mit einem Jahresumsatz von rund 1,6 Milliarden Euro mehr als vier Mal so groß wie der GL und hatte vor mehr als zwei Wochen den rund 50 Anteilseignern des Unternehmens ein Übernahme- Angebot unterbreitet, ohne vorher Vorstand und Aufsichtsrat zu informieren. Der GL beschäftigt 3200 Mitarbeiter und ist weltweiter Marktführer für die technische Überprüfung und Klassifizierung von Containerschiffen. Bureau Veritas ist dagegen stark bei Gastankern, Fähren und Kreuzfahrtschiffen und bietet ein größeres Spektrum von technischen Dienstleistungen außerhalb des Schifffahrtsbereichs an.

Vorstandschef Frank Piedelièvre hatte angeboten, bei einer erfolgreichen Übernahme die Zentrale für maritime Dienstleistungen nach Hamburg zu verlegen. Durch eine Allianz der beiden Unternehmen könne der weltweit führende Anbieter für maritime Klassifikation entstehen. Nach Ansicht von Vorstand und Aufsichtsrat des GL würde eine Übernahme durch Bureau Veritas die Investitionen hemmen. «Durch die geplante Fremdfinanzierung der Übernahme entstünde ein extremer Kostendruck, der zu einschneidenden Sparprogrammen führen würde», heißt es in der Mitteilung.

Damit wäre der Spitzenplatz des GL bei der Qualitätssicherung gefährdet. «Unsere hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung und die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter tragen weltweit dazu bei, die Innovationsfähigkeit und das Qualitätsniveau zu steigern», sagte Schöndube. Das Angebot enthalte zudem keine verbindlichen Zusagen für Mitarbeiter und Standorte, sondern allgemein und unverbindlich formulierte Absichtserklärungen.

Mehr: In der Tagesausgabe des THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung.

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