Große Erwartungen an neue Fährroute Baltijsk-Sassnitz
Die Transport- und Speditionswirtschaft hat große Erwartungen an der neuen Fährlinie vom russischen Baltijsk (bei Kaliningrad) nach Sassnitz. Mit der Fährverbindung biete sich die große Chance, beide Länder über den Warenverkehr noch näher zusammenzubringen, sagte der Vorstand der Deutsche Bahn Logistics, Norbert Bensel, in St. Petersburg zum Abschluss einer Reise von 50 deutschen Unternehmern aus der Transportbranche. Die Fährlinie soll am 5. Dezember starten.
Das Fährschiff «Vilnius» mit einer Kapazität von 90 russischen Eisenbahnwaggons oder 108 Trailern wird dazu einmal pro Woche zwischen dem Hafen in der russischen Exklave Kaliningrad und dem Fährhafen Sassnitz pendeln. Die «Vilnius» verkehrt bereits zwei Mal pro Woche zwischen Sassnitz und dem litauischen Klaipeda.
Von russischer Seite wurde angekündigt, im Juli 2007 eine zweite Eisenbahn-Fährlinie zwischen Ust-Luga bei St. Petersburg und Sassnitz aufnehmen zu wollen. Dazu soll das Fährschiff «Baltijsk» zunächst einmal pro Woche zwischen den Häfen verkehren. «Alle großen russischen Spediteure warten auf die Eröffnung der Linie», sagte der Vorstand der Hafen-Company Ust-Luga, Igor Rusu. Der Wirtschaftshafen mehr als 100 Kilometer westlich von St. Petersburg war in den vergangenen Jahren mit enormen Aufwand gebaut worden.
Allein die russische Eisenbahngesellschaft RZD investierte eigenen Angaben zufolge rund 147 Millionen Euro (5 Milliarden Rubel) in den Bau von Gleisanlagen für den Eisenbahnfährverkehr. Vorteil dieser Linie sei die im Vergleich zur Verbindung Klaipeda-Sassnitz deutliche Verkürzung der Transportzeiten um rund 20 Prozent, sagte der RZD-Chef von St. Petersburg, Alexander Donkin. Bisher müssen die Russen die Eisenbahnfähre zwischen dem litauischen Klaipeda und Sassnitz nutzen.
Über die Linie Ust-Luga-Sassnitz sollen vor allem Rohstoffe wie Kohle, Metalle und Erdölprodukte nach Westeuropa und weiter verschifft werden. Nur jeder zehnte in Sassnitz umgeschlagene Eisenbahnwaggon - insgesamt 7000 pro Jahr - kommt aus oder geht bisher ins Baltikum. Rund 63 000 der 70 000 Waggons pro Jahr werden nach Angaben von Sievers im Schwedenverkehr umgesetzt. Angesichts des Wirtschaftsbooms in Russland seien die Potenziale des Sassnitzer Hafens bisher noch nicht voll ausgeschöpft, betonte auch Mecklenburg- Vorpommerns Verkehrsminister Otto Ebnet (SPD). Der Fährhafen Sassnitz verfügt als einziger Hafen in Westeuropa über das russische Breitspur-Schienensystem.
Die Deutsche Bahn will die Zukunft der Fährlinie Baltijsk-Sassnitz von der Entwicklung im kommenden Jahr abhängig machen. Die Bahn hat für das nächste Jahr für die Linie Ausfallgarantien übernommen. Im Frühjahr 2006 hatte die Reederei der «Vilnius», die DFDS, die Fährlinie Klaipeda-Sassnitz in Frage gestellt, weil die Auslastung deutlich hinter den Erwartungen zurück blieb.