Hochtief soll JadeWeserPort bauen

Der interne Streit um den Bauauftrag für den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ist vorerst entschieden, doch längst nicht beigelegt. Die JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft vergab am Freitag den rund 500 Millionen Euro schweren Auftrag an ein Bieterkonsortium um den Bauriesen Hochtief. «Wir stehen in den Startlöchern und könnten am 2. Mai loslegen», sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. Doch daraus wird wohl nichts werden. Die unterlegene Firmengruppe unter Führung des Papenburger Bauunternehmens Bunte akzeptiert die Entscheidung nicht. «Wir werden diese Entscheidung rügen und aller Voraussicht nach die Prüfung bei der Vergabekammer beantragen», sagte der Geschäftsführer von Bunte, Manfred Wendt. Es droht eine weitere monatelange Verzögerung.

Der Zeitplan für das Prestigeobjekt der niedersächsischen Landesregierung könnte so immer enger werden: Denn 2010 soll der Hafen in Betrieb gehen und die größten Containerschiffe der Welt entladen. Nach ersten Planungen sollte schon im Herbst 2006 der erste Rammschlag erfolgen. Seitdem beteuern sowohl Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) als auch Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) fast gebetsmühlenhaft, dass es keine Verzögerungen beim Bau geben werde. «Selbst wenn der unterlegene Bieter sowohl die Vergabekammer als auch die nächst höhere Instanz, das OLG Celle, anrufen sollte, ist mit einer Entscheidung im Sommer diesen Jahres zu rechnen», sagte Hirche erst am Donnerstag im Landtag in Hannover. «Bei Vorhaben dieser Größenordnung sind gerichtliche Überprüfungen immer mit einzukalkulieren.»

Die Oppositionsparteien im Landtag sehen dies skeptisch. Die Grünen forderten in dieser Woche eine Neuausschreibung für den Bau. Das Missmanagement von JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft und Wirtschaftsministerium habe ein Ausmaß angenommen, das nicht zu verantworten sei, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel. SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner kritisierte, der Wirtschaftsminister schaue offenbar tatenlos zu, wie sich «dieses immens wichtige Bauprojekt weiter zu verzögern droht». Der interne Streit um den begehrten Auftrag war Anfang April öffentlich geworden, nachdem die Realisierungsgesellschaft ihren technischen Leiter fristlos entlassen hatte. Dieser soll mit den jetzt unterlegenen Bewerbern aus Papenburg zu enge Kontakte gehabt und das um rund 50 Millionen Euro günstigere Angebot favorisiert haben. Hochtief ist stark im Hafenbau engagiert und hat unter anderem in Bremerhaven das neue Containerterminal IV gebaut.

Niedersachsen greift für den zusammen mit dem Land Bremen geplanten JadeWeserPort tief in die Staatskasse. Von den Infrastrukturkosten in Höhe von rund 600 Millionen trägt das Land den Löwenanteil, Bremen etwa 90 Millionen Euro. Für Joachim Werren, Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, ist der Bau des Hafens «ein finanzieller Kraftakt für das Land». Eine weitere Verzögerung des Baubeginns würde mit Blick auf die Landtagswahl in Niedersachsen im Januar 2008 einen Imageverlust für die Landesregierung bedeuten. Denn für die strukturschwache Region mit hoher Arbeitslosenquote bedeute der Hafen «eine Chance auf eine neue Wirtschaftsachse», sagte Wilhelmshavens Oberbürgermeister Eberhard Menzel. Rund 1000 neue Arbeitsplätze sollen mit dem Hafen entstehen, zusammen mit am Hafengeschäft beteiligten Firmen könnten es 2000 werden.

Noch ist vom künftigen Hafen nichts zu sehen, er entsteht quasi auf der grünen Wiese. Millionen Kubikmeter Sand müssen bewegt, 1,7 Kilometer Pier gerammt, Straßen gebaut und Schienen gelegt werden. Und der Hafen wird gebraucht. Die traditionellen See-Umschlagsplätze kommen an Kapazitätsgrenzen, heißt es in der Branche. Die Schiffe werden immer größer und können immer mehr Container transportieren. Eines der größten ist mit 398 Meter Länge die «Emma Maersk» mit einer Kapazität von 13 000 Container. Vollbeladen kann es weder die Elbe noch die Weser befahren. Für den JadeWeserPort wäre das kein Problem: Ihn können Schiffe mit einem 16-Meter-Tiefgang rund um die Uhr ohne Einschränkung durch die Gezeiten ansteuern.

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