Im Schiffbau drohen Überkapazitäten

Der Boom im weltweiten Schiffbau setzt sich in den nächsten Jahren fort, ist aber mittelfristig durch drohende Überkapazitäten in Gefahr. Vor allem China, das bis 2020 die größte Schiffbaunation werden wolle, baue seine Werftindustrie kräftig aus, heißt es in einer Studie des unabhängigen Londoner Analyseunternehmens Clarkson Research Services Ltd im Auftrag der HypoVereinsbank. Bis 2010 werde China, das in nur wenigen Jahren bereits zum drittgrößten Schiffbaustandort aufgestiegen sei, seine Kapazität verdoppeln. «Auch kleinere Schiffbaunationen wie Rumänien, die Türkei, Vietnam, Indien und Brasilien drängen auf den Markt», sagte der Autor der Studie, Stephen Gordon, am Mittwoch in Hamburg. Vorerst könnten die Werften allerdings noch mit einer vollen Auslastung und Auslieferungspreisen auf Rekordniveau rechnen.

Weltweit sind nach der Studie gegenwärtig Schiffe im Wert von 264 Milliarden US-Dollar bestellt. «Noch nie wurden so viele Schiffe gebaut, und der Schiffbau ist eine der ältesten Industrien überhaupt», sagte Gordon. Gefragt sind alle Schiffstypen, vor allem Containerschiffe, Tanker und Gastanker sowie Massengutschiffe. Auch die deutschen Werften, die vor allem bei kleineren Containerschiffen und Kreuzfahrtschiffen stark sind, sind auf Jahre hinaus ausgelastet.

Noch stärker profitieren die deutschen Zulieferer, die weltweit eine führende Position einnehmen. «In den nächsten Jahren werden die Werften richtig Geld verdienen, weil dann erst die Schiffe abgeliefert werden, die zu hohen Preisen bestellt worden sind», sagte Gordon. Die Schiffspreise haben sich in den vergangenen drei Jahren um rund ein Drittel erhöht. Die gesamte Branche - Werften, Zulieferer, Reedereien und diverse Dienstleister - profitiere von den hohen Frachtraten und dem steigenden Welthandel. In den neunziger Jahren verdiente ein großes Schiff im Durchschnitt 12 000 US-Dollar am Tag, heute sind es knapp 27 000 Dollar.

Teilen
Drucken
Nach oben