Iran nimmt 15 britische Matrosen fest

Der Iran hat am Freitag 15 britische Marineangehörige festgenommen und damit die Krise in den Beziehungen zu Großbritannien weiter verschärft. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London erfolgten die Festnahmen mit vorgehaltenen Waffen eindeutig in irakischen Hoheitsgewässern und nicht auf iranischem Gebiet.

Außenministerin Margaret Beckett bestellte den iranischen Botschafter ein und forderte die sofortige Freilassung der Briten. Zu den Festnahmen sei es bei der Routine-Inspektion eines kleinen Handelsschiffes vor der irakischen Küste durch die Besatzungen zweier britischer Marineboote gekommen. Derartige Inspektionen sollten den Schmuggel von irakischem Erdöl sowie von Waffen unterbinden helfen und seien voll und ganz durch UN-Resolutionen gedeckt, hieß es in London. Der Vorfall habe sich gegen 10.30 Uhr Ortszeit ereignet, erklärte das britische Verteidigungsministerium. Während der Kontrolle des Handelsschiffes, einer traditionellen Dau, seien die zwei britischen Marineboote von iranischen Kriegsschiffen eingekreist und dann gezwungen worden, in Hoheitsgewässer des Iran zu fahren.

Die Boote gehören zu der Fregatte «Cornwall», deren Besatzung den Zwischenfall beobachtete, jedoch nicht versuchte, einzugreifen. «Die Angelegenheit wird mit dem Iran auf höchster Ebene behandelt», erklärte ein Marinesprecher. «Die britische Regierung verlangt die sofortige und sichere Rückkehr unserer Leute und ihrer Ausrüstungen.» Hintergrund der Spannungen zwischen beiden Ländern ist, dass London derzeit im UN-Sicherheitsrat in New York zu den treibenden Kräften hinter einer angestrebten Resolution gehört, mit der die Sanktionen gegen Teheran wegen dessen Nuklearprogramm verstärkt werden sollen. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, wollen verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt.

Zudem hat Großbritannien dem Iran gerade erneut vorgeworfen, Angriffe auf britische Truppen, die in der südirakischen Hafenstadt Basra stationiert sind, durch Waffen und Geld für Aufständische zu fördern. Der Kommandeur der britischen Truppen in Basra, Oberstleutnant Justin Maciejewski, beklagte, der Iran mische sich im Irak ein und gefährde dabei zielgerichtet das Leben britischer Soldaten.

Die Festnahme der Marineangehörigen war nicht der erste derartige Vorfall. Im Juli 2004 hatte die iranische Marine im Schatt el Arab, dem Mündungsfluss von Euphrat und Tigris, drei britische Patrouillenboote aufgebracht und acht Marinesoldaten festgenommen. Sie waren gefesselt mit verbundenen Augen im iranischen Fernsehen vorgeführt worden. Nach viertägigen Verhandlungen kamen sie jedoch frei. Damals hatten die Briten eingeräumt, dass die Boote möglicherweise durch einen Navigationsfehler in iranische Gewässer geraten seien. Jetzt schloss London eine solche Möglichkeit von vornherein aus.

 

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