Keine Wochenend-Mehrarbeit bei Aker-Werften angedroht

Die IG Metall hat nach dem Rückzug der Aker- Werften aus dem Tarifverbund die sofortige Einstellung der Wochenend- Mehrarbeit an den Standorten Rostock und Wismar angekündigt. «Wir ziehen uns auf den bisher geltenden Tarifvertrag zurück und der besagt 38 Stunden von Montag bis Freitag, nicht mehr und nicht weniger», sagte der Rostocker IG Metall-Beauftragte Rüdiger Klein der dpa am Mittwoch. Wenn es von der Geschäftsleitung kein Entgegenkommen gebe, dann gebe es von den Beschäftigten auch keine Zugeständnisse mehr. Die Werftleitung wollte sich nicht dazu äußern.

Die Werften waren am Dienstag, einen Tag nach der Übernahme des Pilotabschlusses von Baden-Württemberg für den Bezirk Küste, ausgetreten. Aker wäre durch die damit verbundenen Mehrkosten erheblich belastet worden, hieß es zur Begründung. Die Gewerkschaft erneuerte ihre Forderung an die Geschäftsleitung, in den Tarifverbund zurückzukehren. Unternehmenssprecher Matthias Trott betonte die Gesprächsbereitschaft des Vorstands. «Mit dem Austritt aus Nordmetall ist die Tür für Gespräche keinesfalls zugeschlagen.» Klein warf der Aker-Geschäftsführung vor, Mängel in der Betriebsorganisation auf die Werftarbeiter abzuwälzen. «Die 4,1 Prozent mehr Lohn, die laut Tarifabschluss von Juni an zu zahlen wären, würden dem Unternehmen nicht schaden, wenn es effektiv organisiert wäre.» Die IG Metall habe wiederholt auf Schwächen bei der Organisation der Arbeitsabläufe hingewiesen. Das Unternehmen habe daraus resultierend Probleme bei der Kalkulation und der Einhaltung von Ablieferungsterminen. Die Termine könnten häufig nur durch Mehrarbeit an den Wochenenden eingehalten werden. «In den Abläufen stecken Produktivitätsreserven von 15 bis 20 Prozent drin», sagte Klein. Die Geschäftsleitung habe das inzwischen auch erkannt, Änderungen würden aber nur sehr zögerlich vorgenommen. Auch zu diesen Vorwürfen gab es keine Reaktion von der Unternehmensspitze.

Sollte die Unternehmensführung nicht in den Nordmetall-Verbund zurückkehren, werde eine hausinterne Tarifforderung gestellt, «die noch über den Metall-Tarifabschluss hinausgehen wird», kündigte Klein an. Dabei würden dann auch Forderungen zur Eindämmung von Leiharbeit, zur Verbesserung der Arbeitsabläufe und zum altersgerechten Arbeiten gestellt werden. Bei Ablehnung müsse mit Streik gerechnet werden, sagte Klein weiter und verwies auf einen hohen Organisationsgrad der Werft-Beschäftigten. In Rostock-Warnemünde seien über 90 Prozent der Mitarbeiter IG-Metall-Mitglied, in Wismar an die 90 Prozent. Für Montag hat die Gewerkschaft die insgesamt 2300 Mitarbeiter an den beiden Werftstandorten zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Dabei soll über die Forderungen abgestimmt werden. Am Dienstag trete die Tarifkommission zusammen und am Mittwoch solle die Arbeitgeberseite zu Verhandlungen aufgerufen werden.

Auf den anderen Werften des Landes gibt es offenbar keine Konflikte um die ausgehandelten Lohnerhöhungen. Die IG Metall in Vorpommern geht davon aus, dass auf den Werften in Wolgast und Stralsund das Tarifergebnis «1 zu 1» übernommen wird. Dies seien die Signale aus den Geschäftsebenen der Werften, sagte IG-Metall- Bevollmächtiger Jan Bloempott der dpa. Es gebe zwar seit langem Haustarifverträge auf den beiden vorpommerschen Werften, die allerdings nur in Sonder- und Urlaubsgeldzahlungen eingegriffen hätten. Die normalen Tariferhöhungen seien die Peene-Werft in Wolgast und die Volkswerft in Stralsund bisher immer mitgegangen. Nach Einschätzung der Metallergewerkschaft beabsichtigen die vorpommerschen Werften nicht, dem Beispiel der Aker Werften zu folgen und aus dem Arbeitgeberverband Nordmetall auszutreten. «Wir haben bisher keine solchen Signale vernommen», sagte Bloempott. Gleiches gelte für die Rostocker Neptun Werft. Der Arbeitgeberverband Nordmetall teilte mit, der Austritt von Aker sei ein Einzelfall. Weitere Fälle gebe es nicht.

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