Kieler Förde: Kontrollzentrum für autonome Fährfahrt eröffnet

Im neuen Shore Control Center wird die Fahrt des Forschungskatamarans „MS Wavelab“ auf der Kieler Förde überwacht (Foto: CAPTN)

Das Forschungsprojekt CAPTN Förde 5G (Clean Autonomous Public Transport Network) hat mit der Eröffnung des Shore Control Centers für den Forschungskatamaran „MS Wavelab“ einen weiteren Schritt in Richtung autonome Fährfahrt auf der Kieler Förde realisiert. Im Rahmen einer offiziellen Erprobungsfahrt hat das Kieler Unternehmen Anschütz, Spezialist für Navigations- und integrierte Brückensysteme, die Fernsteuerung des „MS Wavelab“ von einem auf dem Firmengelände eingerichteten Kontrollzentrum erfolgreich demonstriert. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert die Forschungsinitiative mit einer Summe in Höhe von vier Mio. Euro.

Von dem Kontrollzentrum aus wird „MS Wavelab“ im maritimen Testfeld an der Innenförde in Echtzeit überwacht. Das Personal kann auf die Sensoren, Antriebe, Kameras und Navigationssysteme an Bord zugreifen und den Katamaran fernsteuern. Dafür ist das Shore Control Center mit einem großen Monitor ausgestattet, auf dem Kamerasysteme eine 360-Grad-Ansicht in Echtzeit anzeigen. Ebenso wie auf dem Forschungsschiff ermöglichen Multifunktionsdisplays den Zugriff auf das Navigationsradar sowie auf das Elektronische Kartendarstellungs- und Informationssystem (ECDIS); eine flexible Anzeige von Navigationsdaten ist ebenfalls gegeben. Ein weiteres Display dient als Benutzeroberfläche für die Steuerungs- und Antriebssysteme des Katamarans. Die Leistung des Gesamtsystems, wie die verfügbare Bandbreite, die Statusdaten der Systemkomponenten oder das Energiemanagement, wird auf einem separaten Dashboard dargestellt. Um die großen Datenmengen in Echtzeit zwischen Kontrollzentrum und Schiff auszutauschen, wurde entlang der Innenförde sowie an Land eine Infrastruktur für maritime Datenkommunikation auf Basis eines 5G-Mobilfunknetzes und eines Wifi6-Netzes der ADDIX GmbH aufgebaut

Die Projektpartner, darunter die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Landeshauptstadt Kiel, Seehafen Kiel GmbH & Co. KG sowie AVL Deutschland, HH Vision, die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel mbH und das Wissenschaftszentrum Kiel GmbH, können auf einen digitalen Zwilling zurückgreifen, der alle Daten der vorhandenen und experimentellen Sensoren und Systeme an Bord in der Überwachungszentrale abbildet. Darin sieht Daniel Laufs, Innovationsmanager im Projekt CAPTN Förde 5G und Mitarbeiter im Wissenschaftszentrum Kiel, einen großen Vorteil für die gesamte Initiative. „Ein digitaler Zwilling bietet nicht nur den diversen Forschungsgruppen, die im Rahmen von CAPTN zusammenarbeiten, eine exzellente Forschungs- und Entwicklungsumgebung, sondern ermöglicht auch ganz neue Potenziale für weitere Vorhaben, die uns der autonomen Personenfähre der Zukunft einen bedeutenden Schritt näherbringen.“

Mit der Inbetriebnahme des Kontrollzentrums ist die Stufe 2 (Teilautomatisierung) der von der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) erarbeiteten Autonomie-Skala erreicht. Perspektivisch soll das Kontrollzentrum als eine Art Tower für autonome Schiffsverkehre dienen, von dem aus selbstfahrende Schiffe überwacht werden können. „Wir können sehr flexibel zusätzliche Szenarien wie Kollisionsvermeidung und weitere Assistenzsysteme in einer realen, virtuellen Umgebung testen und daraus ableiten, wie wir die Sicherheit und Effizienz zukünftiger Navigationssysteme verbessern können", beschreibt Daniel Sommerstedt, Projektleiter CAPTN bei Anschütz, den Projekthorizont.

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