Konsortium will Scandlines übernehmen

Ein deutsch-dänisches Konsortium will die zum Verkauf stehende größte Fährreederei Europas, die in Rostock ansässige deutsch-dänische Scandlines, übernehmen. Die Deutsche Seereederei (DSR), die Allianz Capital Partners und der dänische Investmentfonds LD Equity haben sich dafür zur «Baltic Ferry Development Group» zusammengeschlossen und bereiten ein Übernahmeangebot vor, wie LD Equity am Montag in Kopenhagen bestätigte. Als Verkaufspreis werden in Finanzkreisen 600 bis 800 Millionen Euro genannt. Eine DSR-Sprecherin wollte diese Summe nicht bestätigen.

Scandlines wurde 1998 gegründet und gehört zu je 50 Prozent der dänischen Regierung und der Deutschen Bahn AG. Trotz anhaltenden wirtschaftlichen Erfolges waren die beiden Haupteigner immer wieder mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen über die Unternehmensstrategie in Streit geraten. Diese Konflikte gelten als Hauptgrund für die Verkaufs- und Privatisierungspläne. Die Bahn hatte als Verkaufsgrund stets die Konzentration auf das Kerngeschäft angegeben, zu dem eine Fährreederei nicht gehöre.

Der dänische Transportminister Flemming Hansen hat die endgültige Vorstellung der Verkaufsbedingungen noch bis Ende Mai angekündigt. Von deutscher Seite wurden bisher unter anderem die Sicherung der etwa 1200 deutschen Scandlines-Arbeitsplätze sowie der Verbleib des Hauptsitzes in Rostock als Bedingung genannt.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn wollte sich zu dem laufenden Bieterverfahren nicht äußern. Medienberichten zufolge wird mit rund 40 Bietern für Scandlines gerechnet. Der zuständige Sprecher im Kopenhagener Transportministerium, Michael Birch, sagte in der Zeitung «Berlingske Tidende» zum neuem Kaufinteressenten: «Wir freuen uns, dass so großes Interesse an Scandlines besteht.» Auch mehrere private skandinavische Fährreederereien wie DFDS in Dänemark hatten in der Vergangenheit ihr Interesse bekundet.

Im vergangenen Jahr hatte Scandlines mit 523 Millionen Euro den höchsten Umsatz der Firmengeschichte erwirtschaftet. Auch beim Betriebsergebnis wurde mit 51,8 Millionen Euro ein neuer Rekordwert erreicht, der um 16 Prozent über dem des Vorjahres lag. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 2600 Mitarbeiter.

Nach Angaben von «Baltic Ferry Development Group» soll Scandlines bei einer Übernahme mit zusätzlichen Dienstleistungen weiter wachsen. «Scandlines ist wettbewerbsfähig und gut aufgestellt», hieß es. Strategisches Ziel sei es, Scandlines zu einem im europäischen und im Ostseeraum führenden Schifffahrt- und Touristikkonzern auszubauen. So sollen neue Verbindungen im Ostseeverkehr mit Finnland, Russland oder Polen etabliert werden. Der Personalbestand soll in Dänemark und Deutschland weiter ausgebaut werden. Ziel der kommenden fünf bis sieben Jahre soll sein, Scandlines zu einer Aktiengesellschaft umzuwandeln.

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