Krabbenfischer mit Sorgen
Schleswig-Holsteins Krabbenfischer blicken auf eine wechselhafte Fangsaison zurück. Nach einem guten Start im April ließen ein stürmischer Herbst und ein heftiger Wintereinbruch die Fischerei zeitweise gar nicht erst zu. Nach den am Freitag in Husum vorgelegten Zahlen hatten die Fischer der Landesvereinigung im Jahr 2006 mit rund 6000 Tonnen Krabben knapp elf Prozent weniger in ihren Netzen als 2005. Trotz gestiegener Erzeugerpreise sank ihr Umsatz um fast 14 Prozent auf knapp 16,2 Millionen Euro. Insgesamt wurden in Deutschland knapp 14 000 Tonnen Krabben (minus 14,7 Prozent) bei Erlösen von 36,6 Millionen Euro (minus 13,9 Prozent) angelandet.
Sorge bereitet den Krabbenfischern, dass immer mehr Kutter aus der so genannten Plattfisch-Fischerei auf Krabbenfang gehen. «Unsere Sparte wird immer mehr zu einem Auffangbecken für die Fischereien, die auf Grund von Seetage-Begrenzungen oder Quotenmangel unwirtschaftlich werden», sagte der Vorsitzende der Landesvereinigung, Rainer Möller. Zwar gebe es bislang bei Nordseekrabben keine Fangmengenbeschränkungen. «Das heißt noch lange nicht, dass die Ressource unbegrenzt belastbar ist.» Für Unmut bei den Krabbenfischern sorgte im vergangenen Jahr auch «jede Menge widersprüchlicher Verordnungen und zusätzlicher Bürokratismus» aus Brüssel. Die für Fischer wesentlichen Informationen «gehen in einem Wust von Paragrafen und Anhängen unter», sagte Möller.
Ein seit Jahren schwelender Rechtsstreit mit dem holländischen Kartellamt ist bislang immer noch nicht ausgestanden. Die Behörde hatte im Januar 2003 gegen Erzeugervereinigungen aus den Niederlanden, Deutschland und Dänemark Geldbußen über insgesamt 13,78 Millionen Euro verhängt. Die Behörde ging von illegalen Absprachen aus. Ein Urteil aus Rotterdam habe das Bußgeld für Schleswig- Holsteins Krabbenfischer lediglich von 499 000 Euro auf 333 000 Euro reduziert, ohne jedoch gleichzeitig die Frage einer Schuld zu beantworten, sagte Möller. Die Fischer hätten erneut gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.
Zwar durften die Krabbenfischer zwischenzeitlich nach Gründung der «Europäischen Vereinigung der Krabbenfischer-Erzeugerorganisationen» im Herbst 2004 wieder ihre Fangmengen absprechen. Im vergangenen Jahr bereitete ihnen diese so genannte trilaterale Zusammenarbeit jedoch Probleme: «Wegen des langen Winters waren viele Betriebe auf die Umsätze des ersten Halbjahres angewiesen und nicht bereit, schärfere Fangmengenbegrenzungen oder weitergehende Aktionen seitens der Europäischen Vereinigung mit zu tragen», sagte Möller. Trotz aller Schwierigkeiten scheint der körperlich anstrengende Beruf des Krabbenfischers bei jungen Menschen beliebt. Insgesamt 20 junge Menschen waren im vergangenen Jahr auf den Kuttern beziehungsweise an der Fischereischule in Rendsburg in der Ausbildung.