Kritik an geplanten Ostsee-Öltransporten

Der Umweltverband WWF hat die russischen Pläne zum Ausbau der Öl-Transporte per Schiff über die Ostsee scharf kritisiert. «Wir sehen diese Pläne mit großer Sorge», sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros, Jochen Lamp, am Dienstag in einem dpa-Gespräch in Stralsund. Er warnte insbesondere vor Kollisionen auf der Ostsee. «Derzeit fahren bereits rund 750 Öl-Tanker pro Jahr allein vom russischen Hafen Primorsk durch die Kadetrinne, künftig sollen es 1200 Tanker pro Jahr sein.» Problematisch sei die fehlende Lotsenpflicht. Außerdem dürften russische Tanker noch immer ohne Doppelhülle fahren, wenn sie keinen EU-Hafen anliefen, sagte Lamp.

«Gerade vor der deutschen Küste liegen die Naturschutzgebiete und die touristischen Gebiete nur wenige Kilometer von den Schifffahrtsrouten entfernt», erläuterte Lamp. Die Havarie eines Tankers mit 100 000 Tonnen Öl an Bord könne unvorstellbare Folgen für Flora, Fauna und die touristische Wirtschaft haben. Nach Angaben des WWF haben sich die Öl-Transporte aus den elf größten Ostseehäfen im so genannten Golf von Finnland zwischen den Jahren 2000 und 2004 von 80 Millionen auf 150 Millionen Tonnen pro Jahr nahezu verdoppelt. Mit jährlich rund 65 000 Frachtschiffen sei die Ostsee eines der meist befahrenen Meere der Welt.

Der WWF-Experte kritisierte die fehlende Lotsenpflicht in der Ostsee. Die bisherige Empfehlung, einen ortskundigen Steuermann an Bord zu nehmen, sei völlig unzureichend. «Ölgesellschaften sollten sich in einer Selbstverpflichtung dazu bekennen, in besonders schwierigen oder dicht befahrenen Gebieten wie der Kadetrinne und dem Großen Belt Lotsen an Bord zu nehmen», forderte Lamp. Allein zwischen 2002 und 2005 seien im Großen Belt 22 Schiffe auf Grund gelaufen, die keine Lotsen an Bord hatten. Lamp sprach sich für eine generelle Routenpflicht mit getrennten Hin- und Rückrouten auf der Ostsee aus.

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