Leuchtfeuer für die Küste

Flugplatz Winningen bei Koblenz: Hoch über den Weinbergen schrauben Ingenieure und Techniker in der Dunkelheit der Nacht an ihrer neuesten Errungenschaft. Das neue Signallicht für den Leuchtturm Mellumplate östlich der Insel Wangerooge soll künftig den Schiffen den Weg weisen, die in der Nordsee auf Wilhelmshaven zusteuern. Jetzt hat es seinen ersten Test unter freiem Himmel.

Entworfen wurde das Seezeichen meilenweit von der Küste entfernt in der Fachstelle für Verkehrstechniken. Das Amt in Koblenz gehört zur Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und entwickelt und testet Seezeichen für die deutsche Nord- und Ostseeküste sowie für das rund 7300 Kilometer lange deutsche Binnenwasserstraßennetz. Die bisherige Lichttechnik auf dem Leuchtturm Mellumplate ist mit 30 Jahren so alt, dass dafür keine Ersatzteile mehr zu bekommen sind.

«So ein Leuchtfeuer kann man nicht irgendwo kaufen», erklärt der Leiter der Fachstelle, Rainer Strenge. Also bauten die Mitarbeiter ein neues Leuchtfeuer aus noch vorhandenen und eingekauften Teilen zusammen. 23 nautische Meilen - rund 40 Kilometer weit - soll das Licht zu sehen sein. Es ist rund tausend Mal heller als eine Glühbirne für die Wohnzimmerlampe. Mellumplate gehört laut Strenge zusammen mit dem Leuchtfeuer auf der Insel Helgoland zu den stärksten an der deutschen Küste.

Leuchttürme, Tonnen, Satellitennavigation und Radar: Für ihre Navigation haben die Schiffsführer mehrere Mittel zur Verfügung. In Küstennähe und engen Fahrwassern wollen sie nach Einschätzung von Strenge trotz moderner Technik an Bord weiterhin nicht auf Leuchtfeuer verzichten, auch, um notfalls einen Ersatz und im Zweifel eine Rückversicherung zu haben. Die Navigation nach GPS (Global Positioning System) allein reiche nicht aus. «Im Januar 2004 gab es einen Satellitenfehler. Schiffen mit GPS zeigte der Empfänger damals eine falsche Position», gibt Strenge ein Beispiel. Der technischen Entwicklung zum Opfer gefallen sind dagegen bemannte Feuerschiffe. Auch Leuchttürme werden mittlerweile aus der Ferne überwacht. Der letzte deutsche Leuchtturmwärter verließ 1986 seine Arbeitsstätte, als das Leuchtfeuer Eckernförde aufgegeben wurde.

An der deutschen Küste gibt es rund 1600 feste Leuchtfeuer, rund 1000 Tonnen mit und weitere 3000 Tonnen ohne Lichtsignale. Hinzu kommen etwa 10 000 weitere Schifffahrtszeichen. Zu beachten sind internationale Vorgaben, beispielsweise bei den Farben. Bevorzugt sind Rot und Grün. «Das sind zwei Kontrastfarben, die man nicht miteinander verwechseln kann», erklärt Physikingenieurin Sabina Schollmeier. Es gehe darum, Informationen schnell und sicher zu übermitteln. «Man versucht, wie im Straßenverkehr mit wenigen Grundfarben auszukommen.» Orange gehe beispielsweise gar nicht, weil es für ein schwaches Rot gehalten werden könnte.

Das Koblenzer Amt mit den rund 70 Mitarbeitern erstellt unter anderem auch Radargutachten für Brücken an Wasserstraßen, arbeitet an Antriebskonzepten für Schleusen und Wehren, prüft Lichtsignale und kauft zentral für die regional zuständigen Ämter Schifffahrtszeichen für Binnen- und Küstengewässer ein. Gegründet wurde die Dienststelle, die früher «Seezeichenversuchsfeld» hieß, schon 1887 im preußischen Stettin-Bredow. Dann zog sie mehrmals um. Der heutige Sitz in Koblenz wurde laut Strenge wegen der Nähe zum Bundesverkehrsministerium in Bonn gewählt, das die Fachaufsicht hat.

Das neue Leuchtfeuer für Mellumplate wird in Winningen nur mit einer 250-Watt-Halogenglühlampe getestet. Dies reiche, um die Lichtsektoren exakt einzustellen. «Die Philosophie ist, dass alles, was wir gebaut haben, voll funktionsfähig sein muss», sagt Strenge. «Es wäre unglücklich und teuer, wenn etwas montiert ist und nicht geht.» In den kommenden Monaten soll die neue Technik auf dem Leuchtturm montiert werden. Dazu muss sie komplett zerlegt, im Inneren des Turmes nach oben gebracht und dort zusammengesetzt werden. Am Schluss prüfen die Fachleute vom Schiff aus, ob alles stimmt. Die neue Lichttechnik funktioniert dann voraussichtlich rund 15 Jahre lang.

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