Merkel: Große Chancen für maritime Wirtschaft

Die maritime Wirtschaft in Deutschland hat nach Überzeugung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem harten Wettbewerb große Zukunftschancen. Die Branche stehe vor großen Herausforderungen, sagte Merkel am Montag bei der 5. Nationalen Maritimen Konferenz in Hamburg. So gebe es zum Beispiel gute Umsätze im Schiffbau, die Ertrags- und Vermögenslage lasse jedoch zu wünschen übrig. «Wir sollten neue technologische Wege gehen, und Deutschland hat die besten Voraussetzungen.» Die Unternehmen müssten in hochspezialisierten Bereichen ihren Platz finden.

Merkel nannte das Energiepotenzial der Meere als Zukunftsbereich. So könnten Strömungen und Wellen nutzbar gemacht werden. Auch werde die Förderung von Erdöl und Erdgas aus der Tiefsee stark zunehmen. «Deutschland sollte seine Chancen hier suchen», ermutigte die Kanzlerin. Sie warnte gleichzeitig vor einem drohenden Mangel an Facharbeitern und Ingenieuren in den maritimen Berufen, wenn die Wirtschaft junge Menschen nicht rechtzeitig dafür begeistere.

Nach Einschätzung von Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsminister Otto Ebnet (SPD) kann der Nordosten bei neuen Technologien und Investitionen in Windanlagen vor der Küste eine Führungsposition einnehmen. Die Unternehmen des Landes seien schon heute in der Lage, einen schlüsselfertigen Windpark zu installieren. Die Offshore- Windenergie biete ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial, sagte Ebnet. Er rechne in den kommenden Jahren mit einer Verdopplung der Arbeitsplätze in der heimischen Windkraft-Industrie auf rund 3000.

Mit dem geplanten Offshore-Windpark «Baltic I» vor dem Darß mit 21 Windrädern könne das Land das erste Projekt dieser Art in Deutschland vorweisen, das einschließlich der Kabelleitungen, die den Strom zu den Einspeisungsknoten in Rostock und Lubmin führen sollen, genehmigt wurde. Dadurch habe das Land einen besonderen Vorteil gegenüber den geplanten Parks in der Nordsee. Ein zweiter Windpark mit 80 Anlagen ist im Gebiet «Kriegers Flak» vor Rügen genehmigt. Auch die bundesweit erste Windkraftanlage im Wasser im Breitling vor Rostock sei in Mecklenburg-Vorpommern entstanden.

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hatte zum Auftakt der Konferenz zu lange Planungszeiten kritisiert und bekam ausdrückliche Unterstützung von Merkel. «Unsere Planungszeiten sind viel zu lang», räumte sie ein. Mit dem Gesetz zur beschleunigten Planung von Infrastruktur würden künftig Energieleitungen, Offshore-Windparks oder auch Fahrrinnenvertiefungen einfacher möglich sein, versprach sie. Beust wies besonders auf die notwendige Vertiefung der Elbe hin, die politisch bereits 2001 entschieden worden war. Auf acht Jahre Planung würden schließlich drei Monate Bauzeit folgen. «Es dauert zu lange, bis man so etwas durchsetzen kann. Wir brauchen diese Vertiefung.» Beust betonte, der große Aufschwung bei Schifffahrt, Schiffbau und anderen maritimen Wirtschaftszweigen sei nur durch das Wachstum des Welthandels möglich. «Globalisierung verdient Vertrauen und nicht Skepsis.»

Merkel versprach, dass die Bundesregierung gerade auch während der EU-Präsidentschaft ein offenes Ohr für die maritime Wirtschaft haben und sich für gute Rahmenbedingungen einsetzen werde. Daher stehe sie auch weiterhin zur Tonnagesteuer.

Die EU setzt nach Angaben von Kommissar Joe Borg bei der weiteren Gestaltung der maritimen Wirtschaft große Hoffnungen auf die deutsche EU-Präsidentschaft im nächsten halben Jahr. Die Führung der deutschen Präsidentschaft sei bei der weiteren Entwicklung einer integrierten europäischen maritimen Politik nicht nur hoch willkommen, sondern auch sehr notwendig. Borg wies auf die Konkurrenz durch Länder hin, die europäische Sicherheits- und Qualitätsstandards zu unterbieten suchten. Die Politik könne hier steuernd eingreifen, wie zum Beispiel mit den vorgeschriebenen Doppelhüllen-Tankern.

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