Mögliche Vertuschung bei «Estonia»-Untergang soll untersucht werden

Zwölf Jahre nach dem Untergang der Ostseefähre «Estonia» mit 852 Toten hat Schwedens Justizkanzler Göran Lambertz eine Untersuchung über mögliche Vertuschungsversuche durch die Stockholmer Regierung in Gang gesetzt. Lambertz, der als oberstes Kontrollorgan für alle Behörden in Schweden fungiert, begründete seinen Schritt am Donnerstag mit neuen Berichten, wonach mit Wissen der Regierung kurz nach der Schiffskatastrophe am 28. September 1994 Taucher das Wrack untersucht hätten.

Der Grünen-Parlamentarier Lars Ångström hatte in der Zeitung «Dagens Nyheter» über derartige Tauchunternehmen detailliert berichtet. Er erstattete gleichzeitig Anzeige gegen die Regierung beim Justizkanzler, weil sie die Tauchaktionen vertuscht habe. Hintergrund sei der ebenfalls lange Zeit verschwiegene Transport von geheimem Militärmaterial bei der Unglücksfahrt der «Estonia» von Estlands Hauptstadt Tallinn nach Stockholm. Lambertz erklärte, die Angaben des Abgeordneten seien so detailliert und präzise, dass man ihnen nachgehen müsse.

Das Schiff war bei einem Herbststurm vor der finnischen Küste untergegangen, nachdem die Bugklappe sich öffnete und große Mengen Wasser einlaufen konnten. Nur 137 Reisende überlebten. Bei der Suche nach den Ursachen hatten offizielle Stellen stets die Vermutung zurückgewiesen, dass eine Bombenexplosion an Bord im Zusammenhang mit den Militärtransporten oder aus anderen noch ungeklärten Ursachen der Auslöser gewesen sein könnten. Schwedens Ministerpräsident Göran Persson sagte zu den Vorwürfen Ångströms, die Regierung habe nichts vertuscht und begrüße jeden neuen Versuch zur Aufklärung des Geschehens.

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