Offshore-Windparks im Visier

Die weltweit hohen Energiepreise haben zu steigendem Interesse an erneuerbaren Energien geführt. Kaum eine Branche spürt das so stark, wie die deutschen Hersteller von Windenergie-Anlagen. «Die Nachfrage übersteigt unsere Kapazitäten bei weitem», sagt der Vorstandsvorsitzende des Windanlagen-Bauers Repower, Fritz Vahrenholt, am Dienstag zum Beginn der weltgrößten Branchenmesse WindEnergy (bis 19. Mai) in Hamburg. Auch andere Hersteller und ihre Zulieferer berichten über prall gefüllte Auftragsbücher und Lieferengpässe. Daran dürfte sich auch in der nächsten Zukunft nicht viel ändern.

Da ist zum einen der Inlandsmarkt. Nachdem dank großzügiger Förderpolitik viele windreiche Standorte in Norddeutschland mit einer Windkraftanlage versehen sind, richtet sich die Aufmerksamkeit der Branche schon seit längerem auf die Errichtung von Offshore-Windparks vor den Küsten von Nord- und Ostsee. Ehe die erste Anlage gebaut wird, sind jedoch komplizierte technische, politische und Umweltfragen zu klären. «Vor 2008 wird es wohl keine Testanlage geben, und das ist später als erwartet», sagt Ralf Bischof vom Bundesverband Windenergie (BWE).

Gegenwärtig deckt Windenergie rund fünf Prozent des deutschen Strombedarfs. Deutschland liegt damit auch weltweit ganz weit vorn bei der Nutzung dieser erneuerbaren Energiequelle und hat über Jahre die Rolle der Marktlokomotive gespielt. «Jetzt rückt das Ausland stärker in den Vordergrund», sagt Jens-Peter Molly vom Deutschen Windenergie-Institut (DEWI). «Das Wachstum verlagert sich zunehmend auf Märkte außerhalb Europas.» Deutschland bleibt aber innerhalb Europas der größte Markt und wird nach den Erwartungen der Experten nach einer leichten Delle in den nächsten Jahren auch wieder stärker wachsen.

Auf den Auslandsmärkten sind die deutschen Hersteller mit einem Weltmarkt-Anteil von rund 50 Prozent die Platzhirsche. Allein im vergangenen Jahr steigerten sie ihre Exporte von 1,8 auf drei Milliarden Euro und damit den Exportanteil ihrer Produktion von 50 auf 64 Prozent. Die rege Nachfrage am Weltmarkt verspricht weiter stabile Wachstumsraten für deutsche Produkte. «Ich kenne keine andere Industriebranche, die bis 2014 jedes Jahr acht Prozent Wachstum erwarten kann», sagt Thorsten Herdan vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Interessante Absatzmärkte sind zum Beispiel die USA und Kanada, aber ebenso Länder wie China, Indien, Polen und Portugal.

Die Branche hat damit längst eine Größenordnung erreicht, die sie auch arbeitsmarktpolitisch interessant macht. Weltweit sind nach Schätzungen des europäischen Branchenverbandes EWEA (European Wind Energy Association) rund 150 000 Beschäftigte in der Windindustrie tätig, davon allein 64 000 in Deutschland. Auf der Hamburger Fachmesse geht es deshalb nicht nur um Technik oder Energieversorgung, sondern auch um Jobs: Der VDMA schätzt, dass im nächsten Jahrzehnt rund 20 000 Arbeitsplätze in der Branche neu entstehen.

Teilen
Drucken
Nach oben