"Pamir"-Untergang im Fernsehen
Es war die tragischste und größte deutsche Schiffskatastrophe in der Nachkriegszeit und für damalige Verhältnisse ein riesiges Medienereignis: Am 21. September 1957 ging nach einem Hurrikan im Atlantik bei den Azoren das Segelschulschiff «Pamir» unter. Nur sechs der 86 Besatzungsmitglieder überlebten die Tragödie. 49 Jahre danach zeigen Arte an diesem Freitag (20.40 Uhr) und die ARD am 22. und 24. November einen zweiteiligen Film mit hochkarätiger Besetzung über den Untergang des stolzen Viermasters, über den sogar ein Lied komponiert wurde.
Der letzte Überlebende, Karl-Otto Dummer, hat den Film gesehen. «Der Film ist schön, die Schauspieler sind Klasse», sagt der 73- Jährige, der damals Bäcker, Kochsmaat und Proviantverwalter auf der «Pamir» war. «Aber es ist ein Film, es hat mit der Realität absolut nichts zu tun», fügt Dummer kritisch hinzu.
Mit dem Untergang der «Pamir» - zuvor war die in Buenos Aires aufgenommene Ladung von 4000 Tonnen Gerste im Sturm verrutscht - ging damals eine Epoche der Schifffahrt zu Ende. Für Frachtsegler dieser Art kam ebenso das Aus wie für Ausbildungsfahrten der Handelsmarine.
Ob ein Fehler der Schiffsführung oder ein Konstruktionsfehler des Schiffes zu der «Pamir»- Katastrophe führten, ist bis heute umstritten. Dem Untergang war eine Rettungsaktion in bis dato unbekanntem Ausmaß gefolgt, die Bestürzung über das Geschehen war weltweit riesengroß, sogar der Papst kondolierte.
Der Bremer Rechtsanwalt Horst Willner, Seerechtsexperte und ehemaliges Vorstandsmitglied des Norddeutschen Lloyd, hatte später den Spruch der Lübecker Seeamtsverhandlung angezweifelt. Dieses hatte der «Pamir» eine falsche Segelsetzung bescheinigt. Nach Willners Recherchen berücksichtigte das Seeamt die Wetterverhältnisse jedoch nicht richtig berücksichtigt - der Hurrikan sei untypisch über den Atlantik gezogen. Seine Untersuchungen sollten eine Rehabilitation für den erfahrenen Rahsegler-Kapitän Johannes Diebitsch sein.
Die Kosten für den Zweiteiler, der in Deutschland, Teneriffa und Malta gedreht wurde, beziffert Produzent Matthias Esche auf fast acht Millionen Euro. Die Innenaufnahmen zu dem Film wurden in Lübeck auf dem dort vor Anker liegenden Viermaster «Passat» gedreht, Außenaufnahmen in Nordrhein-Westfalen, Seeszenen vor Teneriffa und der Untergang in einem Wasser-Studio auf Malta. ARD-Programmdirektor Günter Struve hebt die Ausstattung hervor: Produktions-Designer Götz Weidner habe mit der detailgenauen Verwandlung des russischen Segelschulschiffs «Sedov» in die «Pamir» großen Anteil am Gelingen gehabt.