Parlamentarischer Abend vom DNV zeigt neue Perspektiven für Energiesicherheit und maritime Stärke

Diskutierten angeregt im Panel (v. l.): Hans-Jörg Detlefsen, Flottillenadmiral und Gruppenleiter Militärpolitik im Bundeskanzleramt; Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) e.V.; Claudia Müller, MdB und Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen; Moderatorin Jana Werner von DIE WELT; Dr. Christoph Ploß, MdB und Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus; und Dr. Dennis Rendschmidt Geschäftsführer vom VDMA Power Systems (Foto: DNV)
Rund 100 Gäste aus Politik, Industrie und dem Sicherheitssektor sind zum kürzlich von der Klassifikationsgesellschaft DNV organisierten Parlamentarischen Abend in Berlin zusammengekommen. Unter der Leitfrage „Deutschland im geopolitischen Stresstest: Wie krisenfest sind unsere Energie- und maritime Wirtschaft?“ wurde unter anderem über die Widerstandsfähigkeit des Energiesystems und der maritimen Wertschöpfungsketten angesichts globaler Krisen und wachsendem Protektionismus diskutiert.
Dr. Björn-Olaf Borth, Country Chair Deutschland und Österreich bei DNV, warnte in seiner Eröffnungsrede eindringlich vor der aktuellen geopolitischen Bedrohungslage. Er appellierte an Politik, Industrie sowie zivile und militärische Akteure, enger zusammenzuarbeiten – wie jüngst beim größten Sicherheitsmanöver seit Jahrzehnten in Hamburg. Die geopolitische Dimension der Energiewende beleuchteten Dr. Thomas Werner, Managing Director bei DNV Energy Systems, und Claas Hülsen, Business Development Director Advisory bei DNV. Laut dem ersten nationalen Energy Transition Outlook 2025 könne Deutschlands Importabhängigkeit bei Primärenergie von derzeit 70 auf 27 Prozent bis 2050 sinken. Dies stärke die Resilienz der Energiewirtschaft und sei eine zentrale Lehre aus dem Ukraine-Krieg. Da sich die Energieerzeugung aus Offshore-Windkraft bis 2050 rund versiebenfache, rücke der Schutz maritimer Infrastrukturen stärker in den Fokus.
In seiner Keynote mahnte Dr. Christoph Ploß, MdB und Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus, eine strategische Neuausrichtung der maritimen Industrie an.
Europa dürfe sich beim Schiffbau nicht von Asien abhängig machen. Auch müssten deutsche Häfen als Energiedrehscheiben und militärische Knotenpunkte besser geschützt werden.
In der von WELT-Journalistin Jana Werner moderierten Paneldiskussion wurde Resilienz als zentrales Zukunftsthema hervorgehoben. Claudia Müller, MdB und Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen, forderte ein neues sicherheitspolitisches Denken und warnte vor hybriden Bedrohungen kritischer Infrastrukturen. Hans-Jörg Detlefsen, Flottillenadmiral und Gruppenleiter Militärpolitik im Bundeskanzleramt, sprach sich für eine engere Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft sowie den Austausch sicherheitsrelevanter Daten aus. Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, kritisierte strukturelle Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen bei Energieprojekten.
Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) e.V., betonte den Handlungsbedarf bei der industriellen Wertschöpfung und forderte bessere Finanzierungsbedingungen für Werften.
Der Abend zeigte, dass Resilienz keine Option, sondern eine strategische Notwendigkeit für die maritime und energiepolitische Zukunft Deutschlands ist.