Polarforscher: «Bagatellisieren muss enden»

Nach Bekanntwerden der Eisschmelze in der Nordwestpassage hat der deutsche Polarforscher Arved Fuchs davor gewarnt, das Abschmelzen der Nordpolarregion nicht ernst zu nehmen. «Die Zeit des Bagatellisierens nach dem Motto "Das ist ja alles nicht so schlimm" (muss) vorbei sein», sagte Fuchs, der sich derzeit auf der Rückreise von einer Arktis-Expedition befindet, am Dienstag dem Berliner Sender «radioeins». Er würde zwar nicht von einer Klimakatastrophe sprechen, «aber von einem extremen Klimawandel, wie es den sicherlich seit Menschengedenken nicht gegeben hat». Ignoranz sei der falsche Weg: «Wir müssen etwas tun, damit diese Tendenz nicht ungebremst weitergeht und schlimmer wird.»

Man könne das Schrumpfen der Eisdecke nicht nur an der Nordwestpassage festmachen, sagte Fuchs, der den Seeweg zwischen Kanada und dem Nordpol bereits zwei Mal unter großen Schwierigkeiten durchfahren hat. Sein Schiff sei in diesem Jahr beispielsweise nördlich von Spitzbergen bis auf 500 Meilen (926 Kilometer) an den Pol herangekommen. Auch das sei ganz ungewöhnlich. «Was mich wirklich erschrocken macht dabei: Diese Entwicklung schreitet offenbar viel, viel schneller voran, als selbst noch die pessimistischsten Schätzungen vor einigen Jahren gelautet haben.»

Am Wochenende hatte die Europäische Weltraumbehörde ESA nach der Auswertung von Satellitenbildern gemeldet, die Nordwestpassage sei komplett eisfrei. Seit Beginn der satellitenunterstützten Beobachtung des arktischen Meeres vor fast 30 Jahren sei noch niemals zuvor so wenig Fläche um den Nordpol von Meereis bedeckt wie derzeit. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven geht aufgrund von Modellrechnungen davon aus, dass der arktische Ozean bereits in weniger als 50 Jahren während der Sommermonate vollständig eisfrei sein könnte.

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