Probleme in der Schifffahrt belasten TUI

Rote Zahlen in der Schifffahrt und neue Terrorängste haben beim TUI-Konzern zu einem schwarzen Tag geführt. Nach einer Gewinnwarnung brach die Aktie am Donnerstag ein. Die Schifffahrts-Sparte schrieb im zweiten Quartal trotz höherer Umsätze Verluste. Als Grund nannte Konzernchef Michael Frenzel (Foto) in Hannover «in dem Ausmaß» nicht erwartete negative Kostenentwicklungen. Das zweite zentrale Standbein des Konzerns, die Touristik, verbesserte ihr Ergebnis zwar, profitierte aber von einem Sondereffekt.

Insgesamt sank das Ergebnis der Sparten im zweiten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 87 Millionen Euro, nach 264 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Auf das erste Halbjahr bezogen verschlechterte sich die für die TUI zentrale Kennziffer, das Sparten-Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA), um fast 56 Prozent auf 42 Millionen Euro.

Bereits am Mittwochabend hatte TUI nach Börsenschluss bekannt gegeben, das EBITA der fortzuführenden Bereiche werde im Gesamtjahr 2006 voraussichtlich unter dem des Vorjahres von 589 Millionen Euro liegen. Bislang hatte TUI zwar keine Gesamtprognose gegeben. Für die Schifffahrt hieß es aber bisher, es werde womöglich schwierig, das hohe Ergebnis des Vorjahres wieder zu erreichen. Nun teilte TUI mit, in der Schifffahrt werde das Vorjahres-Ergebnis «bei weitem» unterschritten. Rote Zahlen würden aber nicht erwartet. Bislang hatte TUI keine Konzernprognosen gegeben. Für die Schifffahrt hatte es bisher geheißen, es werde womöglich „schwierig, das Ergebnis des Vorjahres wieder zu erreichen“. Die Schifffahrt werde allerdings im Gesamtjahr trotz der Belastungen noch ein positives Ergebnis einfahren, ergänzte das Unternehmen nun. Analysten hatten zwar für das zweite Quartal mit Belastungen gerechnet, dennoch waren die Schätzungen deutlich positiver ausgefallen.

Die TUI-Aktie sank zeitweise um rund sieben Prozent auf etwa 14,50 Euro. Das war der tiefste Stand seit September 2004.

Neben den unerwartet schwachen Zahlen dürften auch neueste Terrorängste belastend wirken: Die britische Polizei verhinderte nach eigenen Angaben schwere Terroranschläge auf Passagierflugzeuge. Ein TUI-Sprecher sagte aber, das Unternehmen erwarte keine negativen Auswirkungen aufs Geschäft. Offensichtlich funktioniere das Überwachungssystem in Großbritannien. Marktgerüchte über einen Rücktritt von Konzernchef Frenzel wies TUI als «vollständigen Unsinn» zurück.

Nach einem grundlegenden, allerdings unter Aktionären umstrittenen Umbau hat die TUI zwei zentrale Standbeine: Touristik und Schifffahrt. Zur Schifffahrt zählen vor allem die Tochter Hapag-Lloyd sowie die 2005 für rund zwei Milliarden Euro übernommene britisch- kanadische Container-Reederei CP Ships. Restliche Stahlhandelsaktivitäten wurden inzwischen veräußert.

Im ersten Halbjahr stieg der Konzernumsatz insgesamt um fast 20 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Der Touristik-Umsatz erhöhte sich um 2,4 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis des Bereichs lag bei 69 Millionen Euro, nach einem Verlust von 62 Millionen Euro im Vorjahr. Dies war aber bedingt durch den Verkauf von Geschäftsreise- Aktivitäten, der einen Buchgewinn von 150 Millionen Euro brachte.

Bereinigt um die Buchgewinne blieb das operative Ergebnis hinter dem Vorjahreswert zurück, hieß es. Als Grund nannte TUI andauernde Probleme in Frankreich sowie eine deutlich schlechtere Buchungslage in der Türkei und Ägypten.

In der Schifffahrt verzeichnete der Konzern in den ersten sechs Monaten wegen der Übernahme von CP Ships und höherer Transportmengen einen Umsatzsprung von 126 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dennoch verzeichnete die TUI in der Schifffahrt beim EBITA einen Verlust von 66 Millionen Euro, nach einem Plus von 123 Millionen Euro im Vorjahr.

Allein im zweiten Quartal stand ein Verlust von 41 Millionen Euro, nach plus 91 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Als Hauptgründe nannte TUI die drastisch gestiegenen Ölpreise sowie Kostensteigerungen bei den Container-Linien. Dies habe durch die höheren Transportmengen nicht ausgeglichen werden können. Fürs zweite Halbjahr würden weitere Belastungen erwartet. In den ersten sechs Monaten drückten zudem Integrationskosten für CP Ships von 70 Millionen Euro auf die Bilanz. Frenzel hatte angekündigt, die Ertragslage des Konzerns solle bis 2008 kräftig gesteigert werden, auch durch CP Ships. Zudem hat die TUI ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt, das Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen und Stellenstreichungen vorsieht.

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