Prozess um "Erika"-Katastrophe

Sieben Jahre nach der Ölpest an der Atlantikküste hat am Montag in Paris ein Mammutprozess zur Klärung der Verantwortung für die Umweltkatastrophe begonnen. Der italienische Besitzer des knapp 25 Jahre alten, gesunkenen Tankers «Erika», der indische Kapitän des Schiffes und der Ölkonzern Total als Charterer sind unter den 15 Angeklagten des viermonatigen Verfahrens.

Die Verschmutzung von 400 Kilometern französischer Atlantikküste mit 20 000 Tonnen Schweröl, die Gefährdung Dritter und unterlassene Hilfe sind Anklagepunkte in diesem größten Umweltprozess in der französischen Justizgeschichte. Den Angeklagten drohen bis zu einjährige Haftstrafen sowie Geldstrafen in Millionenhöhe für die Verseuchung der Küste. Den mehr als 70 Nebenklägern geht es vor allem um eine Entschädigung. Das maritime Recht sieht für den Charterer jedoch nur begrenzte Verantwortung vor.

Die unter maltesischer Flagge fahrende «Erika» war im Dezember 1999 mit mehr als 30 000 Tonnen Schweröl an Bord vor der bretonischen Küste auseinander gebrochen und gesunken. Durch das auslaufende Öl starben bis zu 150 000 Vögel, Fischfang und die Tourismusindustrie litten erheblich. Wochenlang mussten die Strände der Atlantikküste gesäubert werden, die zu den beliebtesten Frankreichs zählen. Der von der Ölpest angerichtete Schaden wird auf insgesamt mehr als eine Milliarde Euro beziffert. Aus dem Topf des internationalen Entschädigungsfonds Fipol wurde der Höchstbetrag von 180 Millionen Euro erstattet. Den Nebenklägern ist dies allerdings viel zu wenig. Experten, Juristen und Zeugen sollen vor dem Pariser Strafgericht erhellen, warum der einwandige Tanker den Hafen von Dünkirchen für die Unglücksfahrt bei aufgewühlter See verlassen durfte, obwohl eine Reihe von Inspektionen beunruhigende Korrosionsspuren gezeigt hatten.

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