Rhein-Freigabe fraglich - Container verschollen

Neue Hindernisse bei den Bergungsarbeiten nach dem Frachter-Unglück haben eine Freigabe des Rheins noch an diesem Freitag in Frage gestellt. Einige Container seien irgendwo in der Fahrrinne abgetrieben und noch nicht geortet, sagte die Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamts, Birgitta Beul, am Donnerstagabend:

«Eine Entscheidung, ob wir am Freitag aufmachen können, ist noch nicht gefallen.» Zwar seien die meisten der 32 gesunkenen Container des havarierten Frachtschiffs «Excelsior» aus den Fluten bei Köln gehoben worden. Von sieben Containern, die in der Fahrrinne von der Strömung wieder abgetrieben worden waren, fehle aber noch jede Spur. Eine Prognose, wann genau Europas wichtigste Wasserstraße mit Einschränkungen freigegeben werden könne, sei nicht mehr möglich, meinte eine Sprecherin. Nachdem die Bergung auf dem 20 Kilometer langen gesperrten Abschnitt bisher «wie am Schnürchen» geklappt habe und alle Gefahrgut-Behälter aus den Fluten geholt worden seien, sei nun eine Wende eingetreten. Es seien fünf Spezialschiffe zur Bergung und vier Peilschiffe zur Ortung der Container im Einsatz. In der Nacht könne aber nicht weitergearbeitet werden.

Nach der Havarie vom Sonntag warten einige hundert Kapitäne auf ihre Weiterfahrt. Nachdem sich die Schiffe auch im nördlichen Rheinland-Pfalz oder an der Mündung des Mains in den Rhein stauen, wuchs der Druck auf die Behörde, den Rhein bald zu öffnen. Beul sagte, die Vorbereitungen für eine Freigabe und Verkehrslenkung durch die Wasserschutzpolizei seien zwar abgeschlossen, der Zeitpunkt der Öffnung sei aber noch nicht klar.

«Wir hoffen weiter auf den Freitag und setzten die Suche mit den Peilschiffe noch einmal ganz intensiv fort.» Bevor die Wasserstraße freigegeben werden könne, müsse gesichert sein, dass in diesem Bereich keine Container mehr im Fahrwasser liegen. Das Frachter-Unglück bedeutet nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt für die Reeder einen Gesamtschaden in Millionenhöhe. Die Sperrung und seine Folgen werden nach Einschätzung eines betroffenen Container-Transportunternehmers aber auch zu einem «enormen Imageschaden» für die gesamte Branche führen. «Wir waren auf einem sehr guten Weg. Binnenschifffahrt galt als umweltfreundlich und verlässlich. Der Vorfall auf dem Rhein wirft uns wieder ganz weit zurück», sagte der Geschäftsführer des in Duisburg ansässigen Logistik-Unternehmens Contargo, Heinrich Kerstgens.

Falls die wartenden Schiffer am Freitag wieder starten dürfen, gilt das Perlenketten-Prinzip. «Wir werden jedes Schiff einzeln anfahren und Bescheid geben, dass die Anker gelichtet werden können», sagte Ramon van der Maat von der Wasserschutzpolizei am Donnerstag. Die Schiffe müssten einzeln hintereinander fahren, und Überhol- Manöver seien aus Sicherheitsgründen absolut verboten. Es sei damit zu rechnen, dass zumindest die direkt in Köln festliegenden rund 130 Schiffe binnen weniger Stunden wieder fahren könnten. Der Stau werde sich übers Wochenende voraussichtlich auflösen. Seit der Havarie stauen sich die Schiffe auch im nördlichen Rheinland-Pfalz. In Koblenz seien mehr als 20, bei Lahnstein 17 wartende Schiffe gezählt worden, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Koblenz. Weiter nördlich bis zur Landesgrenze wurde noch einmal mehr als 30 Schiffe gezählt. Auch an der Mündung des Mains in den Rhein stauen sich Schiffe.

 

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