Scandlines mit Wachstum im Frachtbereich
Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines hat bis zum Jahresende 2006 nach vorläufigen Berechnungen ein Plus von drei Prozent beim Güterverkehr im Vergleich zu 2005 erzielt. Im Passagierbereich wurde das Vorjahresergebnis mit rund 20 Millionen Passagieren etwa wieder erreicht, sagte Vorstand Uwe Bakosch am Rostocker Firmensitz. Damit habe das Unternehmen seine führende Position im Ostseefährverkehr behauptet und teilweise sogar ausgebaut. Für 2007 rechnet Scandlines mit einem weiteren Wachstum, vor allem im Frachtbereich. Getrübt werden könnten die Aussichten allerdings durch die sich hinziehenden Verhandlungen zum Verkauf der Reederei.
Auf den Linien zwischen Deutschland und Dänemark wurden von Januar bis Ende November 2006 rund ein Prozent mehr Passagiere und Autos sowie knapp zwölf Prozent mehr Lastwagen und Trailer (Auflieger) transportiert. Am stärksten zugelegt habe dabei die Verbindung Rostock-Gedser, sagte Bakosch. Dort wurde Mitte Dezember erstmals die Marke von 100 000 Lastwagen überschritten. Zum 30. November waren auf dieser Linie 8,6 Prozent mehr Passagiere, 9,5 Prozent mehr Autos und 19,1 Prozent mehr Lastwagen befördert worden.
Auf den Linien von Rostock und Sassnitz ins schwedische Trelleborg transportierte die Reederei in den ersten elf Monaten 2006 rund drei Prozent mehr Lastwagen und Trailer. Bei den Passagieren wurde ein Minus von einem, bei Autos von 3,5 Prozent verbucht. Als Grund nannte Bakosch, dass einige Kunden über Dänemark gereist seien. Viele Kunden im Städtetourismus gingen auch an Billigflieger verloren. Er gehe davon aus, dass mit Fertigstellung der Brücke über den Strelasund 2007 nach Rügen die Auslastung der Route Sassnitz-Trelleborg sowohl im Fracht- als auch im Passagierverkehr steigt.
Eine positive Bilanz zog Bakosch rund ein Jahr nach der Umstrukturierung der Baltikumrouten. Dank der Konzentration auf den lettischen Hafen Ventspils seien erstmals seit 2004 die Transportzahlen zwischen Skandinavien, dem Baltikum und der südlichen Ostsee wieder gestiegen. «Unser Konzept ist aufgegangen», sagte Bakosch. Es seien wieder Lastwagen vom Land- auf den Seeweg umgeleitet worden. Auf der Strecke Rostock-Ventspils konnte die Zahl der beförderten Lastwagen und Trailer mehr als verdoppelt werden.
Für 2007 rechnet Bakosch nach eigenen Angaben vor allem für die drei Verbindungen ab Rostock mit weiterem Wachstum. Die Hansestadt profitiere von ihrer zentralen Lage im Ostseeraum, ihrer guten Verkehrsanbindung über die Autobahnen A 19 und A 20, von der guten Infrastruktur des Hafens sowie vom starken wirtschaftlichen Wachstum der neuen EU-Länder. Allerdings behindern die immer noch andauernden Verhandlungen zum Verkauf von Scandlines nach Angaben von Manager John Steen Mikkelsen notwendige Investitionen. So würden auf der Rostock-Gedser-Route dringend größere Schiffe gebraucht. Die Deutsche Bahn AG und das dänische Transportministerium als jeweils 50-prozentige Gesellschafter wollen die Reederei wegen unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung des Unternehmens verkaufen.
Als Käufer sind das britische Finanznetzwerk «3i-Group PLC» und die «Baltic Ferry Development Group», hinter der unter anderem die Deutsche Seereederei Rostock (DSR) steht, im Gespräch. Als Kaufpreis werden inoffiziell 1,5 Milliarden Euro genannt. Im Jahr 2005 erwirtschaftete Scandlines einen Gewinn von 70 Millionen Euro nach Steuern. «Für 2006 ist auch hier eine weitere Steigerung zu erwarten», sagte Bakosch. Scandlines betreibt derzeit zwölf Linien zwischen Deutschland, Dänemark und Schweden sowie in die baltischen Staaten. Derzeit sind rund 2600 Mitarbeiter beschäftigt.