Scandlines-Verkauf perfekt
Die deutsch-dänische Ostseereederei Scandlines wird privatisiert und an zwei neue Eigner aus Deutschland sowie einen britischen Finanzfonds verkauft. Wie Dänemarks Regierung und die Deutsche Bahn als bisher gleichberechtigte Gesellschafter am Dienstag in Kopenhagen mitteilten, gehen je 40 Prozent an die deutsche Allianz Capital Partners sowie den britischen 3i-Fonds und 20 Prozent an die Deutsche Seereederei (DSR) in Rostock. Die DSR übernimmt die operative Führung bei Scandlines. Der Kaufpreis für die seit Jahren mit hohen Gewinnen operierende Reederei beträgt 1,56 Milliarden Euro. Die Käufer stimmten einer Arbeitsplatzgarantie für alle knapp 2900 deutschen und dänischen Scandlines-Beschäftigten über 40 Monate bis 2010 zu. Die Käufer wollen nach eigenen Angaben «in einigen Jahren» mit der Reederei an die Börse gehen.
Bei der Bekanntgabe des Verkaufs bestritt der dänische Verkehrsminister Flemming Hansen, dass mit der Transaktion auch eine Vorentscheidung über den Bau einer deutsch-dänischen Ostseebrücke über den Fehmarnbelt gefallen sei. «Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Wir werden völlig unabhängig vom Scandlines- Verkauf mit der Bundesregierung wie geplant bis Ende Juni über die Fehmarnbelt-Querung entscheiden. Wir wissen noch nicht, ob es ein Ja oder ein Nein wird», erklärte Hansen weiter. Seine Regierung gilt wie die Landesregierung in Kiel als heftiger Befürworter des 5,5 Milliarden Euro teuren Brückenbaus, während die Bundesregierung dem Projekt keine hohe Bedeutung beimisst. Scandlines betreibt auf dem Fehmarnbelt zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Gedser in Dänemark die ertragreichste ihrer Fährlinien. Für die Käufer sagte der Rostocker DSR-Chef Horst Rahe über die Möglichkeiten eines Brückenbaus auf dieser Linie: «Das ist natürlich ein Risiko. Aber Scandlines ist so stark, dass wir auch damit leben könnten.»
Der Kieler Verkehrsminister Dietrich Austermann wertet den Verkauf der Reederei Scandlines positiv. «Die Lösung ist erfreulich», sagte der CDU-Politiker. «Sie hat alle Bedingungen erfüllt, die wir aus schleswig-holsteinischer Sicht daran geknüpft hatten: dass erstens die Arbeitsplätze und die Standorte erhalten bleiben und zweitens ein Kaufpreis erzielt wird, der dem Veräußerer die Möglichkeit gibt, die Erlöse zu investieren.» Der Verkauf zu diesem Preis bestätige, dass die Verkehre auf den Strecken Deutschland-Skandinavien und auf den Fähren wachstumsträchtig seien und sich dynamisch entwickelten. Austermann äußerte die Erwartung, dass die Bahn einen Teil ihrer Einnahmen aus dem Scandlines-Verkauf in Infrastrukturprojekte in Norddeutschland investiert. Das Geld mit Scandlines sei auch im Norden verdient worden, der in der Vergangenheit bei Investitionen eher zurückgestanden habe. «Die Mittel könnten beispielsweise eingesetzt werden zur Elektrifizierung der Strecke Lübeck-Puttgarden und für ein drittes Gleis auf der Strecke Elmshorn-Pinneberg, sagte Austermann. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) begrüßte die Privatisierung. «Mit dem Verkauf von Scandlines wurde heute eine lange Phase von Unsicherheit und Stillstand beendet», sagte Ringstorff. «Der von dem Konsortium vorgelegte Business-Plan unterstreicht das Bemühen, Scandlines als europäisches Fährschiffunternehmen im Ostseeraum weiter auszubauen.»
Der Rostocker DSR-Chef Rahe schloss die Zusammenarbeit mit weiteren Fährgesellschaften nicht aus. Die Hauptverwaltung bleibt wie bisher in Rostock. Scandlines konnte im letzten Jahr mit 20 Millionen Passagieren und vier Millionen Personenwagen einen Gewinn von 103,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz betrug 546,9 Millionen Euro. Die Deutsche Bahn will ihre Einnahmen aus dem Scandlines-Verkauf «zur Verbesserung der eigenen Finanzstruktur einsetzen», sagte der für Finanzen und Beteiligungen zuständige Bahn-Vertreter Wolfgang Reuter in Kopenhagen. Als Hintergrund für die gut zweieinhalbjährigen Verkaufsbemühungen galten ständige Querelen zwischen der Bahn und der dänischen Regierung über die Geschäftsstrategie bei Scandlines. Auch beim Zuschlag über den Verkauf lieferten sich beide Seiten ein zähes und lang anhaltendes Ringen. Hansen gab an, dass das Angebot des neuen Dreier-Konsortiums das höchste von mehreren Interessenten gewesen sei.