Scharfe Aktionärskritik an TUI-Chef Frenzel
Der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI will aus seinem tiefen Tal heraus und nach dem Sturz in die roten Zahlen wieder profitabel werden. Dabei will Vorstandschef Michael Frenzel weiter sparen, sagte Frenzel am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Hannover. Eine Prognose für das Gesamtjahr gab er erneut nicht ab.
Aktionäre äußerten scharfe Kritik an Frenzel. Die Ergebnisse seien «katastrophal». Die TUI zahlt ihren Aktionären für das Geschäftsjahr 2006 keine Dividende. Andernfalls wäre die Substanz des Unternehmens geschwächt worden, sagte Frenzel. DWS-Fondsmanagerin Susan Levermann sprach von einer «völlig enttäuschenden unternehmerischen Bilanz». Michael Gierse von Union Investment sagte, die Aktionäre hätten ihr Geld besser in andere Unternehmen investieren sollen. Anstatt überteuerte Übernahmen zu tätigen, müsse sich die TUI auf ihr operatives Geschäft konzentrieren. Die Lage der TUI sei «dramatisch». Bereits 2006 hatten Aktionäre geschimpft, TUI stehe für «Tränen unter Investoren».
Finanzinvestoren hatten von Frenzel wiederholt eine Zerschlagung des Konzerns gefordert. In der Vergangenheit war die TUI wegen ihres vergleichsweise geringen Börsenwerts mehrfach als Übernahmekandidat gehandelt worden. Frenzel sagte, er sehe aktuell keine Gefahr einer Übernahme durch Hedge-Fonds. 2006 sei das «Jahr der Neuausrichtung» gewesen. «Der Konzern ist trotz der Turbulenzen des letzten Jahres insgesamt gut aufgestellt.» In der Touristik aber verdient die TUI nicht einmal ihre Kapitalkosten. Auch das zweite Standbein, die Schifffahrt, schwächelt. Um ihre Kostenstruktur zu verbessern, will die TUI bis2008 weitere 250 Millionen Euro Kosten bei Produktionsprozessen und Verwaltungsbereichen sparen. Dieses Ziel gelte auch nach dem Zusammenschluss mit First Choice. Zum Sparkurs gehört auch die Streichung von hunderten von Stellen.
Die Konzernzentrale in Hannover, die für die Steuerung der beiden Geschäftsfelder Touristik und Schifffahrt zuständig ist, soll deutlich verkleinert werden. Die Holdingkosten sollen von 110 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro gesenkt werden. Bisher war von 40 Millionen Euro Einsparungen die Rede gewesen. 2006 war der Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht, vor allem wegen Verlusten in der Schifffahrt - Hauptgrund waren geringe Frachtpreise und gestiegene Ölpreise. Zudem wurde das Konzernergebnis durch Sonderabschreibungen belastet. Unterm Strich verzeichnete der Konzern beim Ergebnis nach Steuern ein Minus von rund 847 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 496 Millionen Euro im Vorjahr. Im ersten Quartal 2007 hatte die TUI ihr Minus ausgeweitet. Das touristische Ergebnis ist im ersten Quartal aber wegen der Vorleistungen der Reiseveranstalter regelmäßig negativ.