Schrottreifes Asbestschiff im Mittelmeer

Ein schrottreifes und mit Asbest verseuchtes Frachtschiff dümpelt seit Tagen durch das östliche Mittelmeer. Für den niederländischen Umwelt-Staatssekretär Pieter van Geel wird die ursprünglich aus Mexiko stammende «Otapan» langsam zum Albtraum. Er hat inzwischen zugegeben, Fehler gemacht zu haben, als er den fahruntüchtigen Kahn Ende Juli von Amsterdam aus zum Abwracken Richtung Türkei schleppen ließ. Nun verweigern die türkischen Behörden die Einreise in ihre Hoheitsgewässer. Denn es ist viel mehr Asbest an Bord als ursprünglich angegeben wurde.

Eine Tonne der gefährlichen Mineralfasern hatten die niederländischen Behörden gemeldet. Türkische Umweltschützer unterstellten aber das Zehnfache und machten damit die Regierung in Ankara misstrauisch. Auf deren Nachfragen ließ Den Haag eine erneute Schätzung machen - und dabei kam man tatsächlich auf «54 Tonnen asbesthaltiges Material» an Bord des 40 Jahre alten Kolosses. Möglicherweise zu viel für die kleine Werft bei Izmir, die sich über den schwimmenden Schrott hermachen sollte.

Dabei waren die Verantwortlichen in Den Haag so erleichtert, als die «Otapan» Ende Juli endlich den Amsterdamer Hafen verließ. Denn seit sieben Jahren schon quälen sich die Behörden mit ihr herum. 1999 kam das Schiff durch den Nordzeekanaal, um in Amsterdam Asbest entfernen zu lassen. Aus Kostengründen entschied der mexikanische Kapitän, diese Arbeit von der völlig ungeschützten Besatzung selbst erledigen zu lassen. Im Jahr 2001 entdeckten die niederländischen Behörden an Bord des Frachters 26 Tonnen Asbest in 3000 Säcken. Die wurden umgehend in den Niederlanden entsorgt.

Nach langem Rechtsstreit wurden die mexikanische Firma Basilisk und der niederländische Staat neue Eigner des Schiffes. Beide Seiten vereinbarten die Verschrottung durch die Simsekler-Werft in Aliaga bei Izmir. Dass dabei von einer viel zu geringen Menge Asbest ausgegangen wurde, schiebt Umwelt-Staatssekretär van Geel auf die mexikanischen Partner: Die hätten sich einfach auf die Angaben des ehemaligen Kapitäns verlassen.

Nun sind die türkischen Gewässer erst einmal gesperrt für das mexikanisch-niederländische Asbestschiff. «Wir drehen hier Ründchen um Lesbos», funkte der Schlepperkapitän aus der Umgebung der griechischen Insel nach Hause. Nicht auszuschließen, dass die «Otapan» am Ende der Odyssee wieder Kurs auf Amsterdam nehmen muss.

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