Suezkanal bringt Rekordeinnahmen

«Der Kanal ist fortan unser!» - Das ist die Botschaft, die der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser vor 50 Jahren der staunenden Welt entgegenschleuderte. Zweieinhalb Stunden dauerte am 26. Juli 1956 seine feurige Rede, mit der er die arabischen Massen begeisterte. Die Einnahmen des Suezkanals, die bisher vor allem England zugute kamen, sollten nun in ägyptische Kassen fließen und den Bau des Assuan-Staudamms ermöglichen. Eine gewaltige Provokation für die ehemalige Kolonialmacht.

Schließlich war der 160 Kilometer lange Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, die wichtigste Wasserstraße der Welt. Seit seiner Einweihung 1869 hatte sich der Seeweg von Europa nach Asien um etwa 7000 Kilometer verkürzt. Die Schiffe brauchten nicht mehr um ganz Afrika herumzufahren. In dieser Zeit entsprach dies einer Ersparnis von etwa 37 Tagen auf See.

Die Abkürzungsidee hatte schon viele kluge Köpfe bewegt, unter anderem den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz und den französischen Herrscher Napoleon. Letzterer ließ von dem Vorhaben ab, weil seine Vermesser ihm fälschlich erklärten, dass der Wasserspiegel des Roten Meeres wesentlich höher liege.

Schließlich wurde der Kanal in zehnjähriger Bauzeit fertig gestellt. Etwa 120 000 Arbeiter kamen dabei ums Leben, viele von ihnen starben an Cholera. Zur Eröffnung reisten 5000 Prominente aus aller Welt an, unter anderem die französische Kaiserin Eugénie. Der Komponist Giuseppe Verdi war mit seiner Auftragsarbeit «Aida» nicht fertig geworden, stattdessen wurde die Oper «Rigoletto» aufgeführt.

Der Kanal gehörte zunächst einer Aktiengesellschaft, an der Frankreich und Ägypten beteiligt waren. Als Ägypten der Bankrott drohte, gab es seine Anteile an Großbritannien ab. Nach 99 Jahren sollte die Kontrolle an Ägypten übergehen. Das wäre 1968 gewesen.

Doch so lange wollte der junge und nationalistische Nasser nicht warten. Nachdem er die Verstaatlichung verkündet hatte, dachten London und Paris an Rache. Auf einer Geheimkonferenz stimmten sie sich mit Israel ab, das ebenfalls mit Ägypten im Streit lag. Israel sollte Ägypten angreifen und damit Frankreich und England einen Anlass zum Eingreifen geben, vordergründig als Friedensstifter.

Der Plan misslang. Die USA und die Vereinten Nationen setzten einen Waffenstillstand durch. Nasser hatte militärisch verloren, aber politisch gewonnen. Ägypten und die ganze arabische Welt sah in ihm den Helden, der es den Großmächten zeigen konnte. Im Krieg von 1967 rückte Israel dann bis an das Ostufer des Kanals vor. Acht Jahre lang blieb die Wasserstraße geschlossen.

Heute ist der Suezkanal zusammen mit dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle für Ägypten. Im vergangenen Jahr haben mehr als 18 000 Schiffe den Kanal befahren und Ägypten Rekordeinnahmen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro beschert. Es gibt auch Pläne für einen weiteren Ausbau. Bislang kann der Kanal nämlich nur jeweils in eine Richtung befahren werden. Außerdem ist die Fahrrinne für die modernen Öltanker nicht tief genug.

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