Takerunglück durch Fahrlässigkeit
Der folgenschwere Zusammenstoß eines Öltankers mit einem Lastkahn in südkoreanischen Gewässern vor zwei Wochen ist wahrscheinlich auf Fahrlässigkeit aller beteiligten Schiffsführer zurück zu führen. Zu diesem Schluss kommt die Küstenwache in einem Zwischenbericht über die Unglücksursache, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag berichtete. Der Unfall am 7. Dezember vor der Westküste hatte zur bisher schlimmsten Ölpest in der Geschichte des Landes geführt. Der Austritt des Öls aus dem leckgeschlagenen Tanker hätte nach Expertenmeinung vermieden werden können, wenn das Schiff statt nur einer Hülle eine doppelte Wandung gehabt hätte. Dem Kapitän des in Hongkong registrierten Tankers «Hebei Spirit», den Kapitänen zweier Schlepper sowie eines Lastkahns, der sich von einem der begleitenden Schlepper losgerissen und drei Löcher in die Außenwand des Tankers geschlagen hatte, droht eine Anklage. Ihnen wird laut Yonhap auch Verstoß gegen Umweltschutzgesetze vorgeworfen. Gegen alle vier war am Donnerstag Haftbefehl beantragt worden.
Nach offiziellen Angaben liefen mehr als 12 500 Tonnen Rohöl aus dem Tanker aus. Die Küste war von dem Öl auf einer Strecke von mehr als 40 Kilometern stark verschmutzt worden. Die Kapitäne der Schlepper und des Lastkahnes hatten dem Bericht zufolge trotz stürmischer See und Warnungen der Küstenwache die Fahrt angetreten. Dem Kapitän der «Hebei Spirit», die etwa zehn Kilometer vor der Küste geankert hatte, wird vorgeworfen, nicht schnell genug die nötigen Schutzmaßnahmen getroffen zu haben. Laut Küstenwache war er über Funk über die Gefahr informiert worden. In einem gemeinsamen Bericht mit Katastrophenschutzexperten der UN werde man der südkoreanischen Regierung empfehlen, möglichst bald nur noch das Einlaufen von Doppelhüllentankern in die Häfen zuzulassen, sagte Bernd Bluhm von der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) in Seoul. Eine zweite Hülle der «Hebei Spirit» hätte vermutlich ausreichend Schutz geboten und den Austritt des Öls verhindert, sagte Bluhm, der sich mit anderen Experten der EU und UN ein Bild von dem Ausmaß der Ölpest gemacht hatte. EU-Häfen dürfen nur von Schweröl-Tankern mit Doppelhüllen angelaufen werden. Ein Sprecher des Ministeriums für Maritime Angelegenheiten und Fischerei in Seoul sagte, es werde jetzt erwogen, die Einführung einer solchen Vorschrift, die für 2015 geplant war, zu beschleunigen.