Tsunami-Frühwarnsystem für das Mittelmeer geplant
Für das Mittelmeer soll ein grenzübergreifendes Tsunami-Frühwarnsystem aufgebaut werden. 100 Experten aus 26 Ländern beraten seit Mittwoch am Bonner Sitz der Vereinten Nationen über die Umsetzung der bisher für den nordöstlichen Atlantik, das Mittelmeer und verbundene Meere erarbeiteten Vorschläge. Sie wollen Möglichkeiten aufzeigen, wie die nationalen Frühwarnsysteme mit einander verknüpft werden können, um wirksame Notfallpläne zu entwickeln. Gastgeber ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung sei im Mittelmeerraum etwa alle 100 Jahre mit einem größeren Tsunami zu rechnen, sagte der Staatssekretär im BMBF, Frieder Meyer-Krahmer, am Rande der Konferenz. Besonders gefährdet seien dabei Griechenland und Italien. Deutschland sei zwar nicht Tsunami-gefährdet, der internationale Tourismus aber bringe es mit sich, dass viele tausend Touristen etwa aus Deutschland an den gefährdeten Küstenabschnitten Urlaub machten und mithin in Gefahr seien.
Zwischen dem Entstehen einer riesigen Flutwelle und der Ankunft an der Küste vergingen im Mittelmeer maximal 60 Minuten, sagte der Leiter der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission (IOC), Peter Koltermann. Er warnte davor, die Frühwarnkette zu kurz zu bemessen. Eine solche Kette beginne mit den Satelliten und Messbojen und reiche am Ende «auf der letzten Meile» bis zum Anlegen von Wasservorräten in höher gelegenen Bereichen der Küstenabschnitte und der Ausschilderung von Fluchtwegen.
Dies alles könne nicht in letzter Minute geschaffen, sondern müsse geplant und organisiert werden. In der Gesellschaft müsse ein Umdenken beginnen. Die IOC war nach der Flutkatastrophe in Asien im Dezember 2004 von der internationalen Staatengemeinschaft mit der Koordination des Aufbaus eines weltweiten Frühwarnsystems beauftragt worden.