TUI-Chef unter Druck

Beim Reise- und Schifffahrtskonzern TUI steht Großreinemachen ins Haus. Rote Zahlen in der erfolgsverwöhnten Schifffahrt, Buchungsflaute im Reisegeschäft, Airline-Fusionen, Jobabbau im Kernmarkt und obendrein noch Übernahmegerüchte - in der Konzernzentrale in Hannover rumort es gewaltig. Und TUI-Boss Michael Frenzel steht in diesen Tagen von vielen Seiten unter Druck. In der kommenden Woche will sich der Aufsichtsrat in einer zweitägigen Klausurtagung in Salzburg mit der Lage beschäftigen. Dem Vernehmen nach sollen dann auch in der Unternehmensspitze Köpfe rollen.

Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten ziehe Frenzel jetzt personelle Konsequenzen, berichteten Zeitungen am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Das Unternehmen äußerte sich nicht. Aber in der Branche wird bereits seit einigen Tagen darüber spekuliert. Von «entscheidenden Weichenstellungen» ist die Rede. Der für Touristik und Controlling zuständige Konzernvorstand Sebastian Ebel und der für das Touristikgeschäft in Westeuropa verantwortliche Bereichsvorstand Eric Debry sollen danach das Unternehmen verlassen.

Zumindest die Börse nahm die Gerüchte ernst und reagierte mit Kursanstieg. Das dürfte die Aktionäre freuen, die seit der unter anderem mit Kapitalerhöhung finanzierten Übernahme der britisch- kanadischen Reederei CP Ships vor sich hindümpelnde Kurse hinnehmen mussten. Die Aktie gilt als unterbewertet. Und so wunderten Experten sich auch nicht über das Gerücht, die dänische Reederei Möller-Maersk wolle TUI kaufen - ein Schnäppchen. Angeblich lauern schon Finanzinvestoren, die die TUI bei einem noch geringeren Kurs kaufen wollten.

Frenzel setzt auf umfassende Strukturreformen im Konzern, um durch Verdoppelung des Gewinns in der Touristik bis 2008 das Unternehmen besser vor einer Übernahme zu schützen. Er argumentiert, der Kauf von CP Ships sei eine Zukunftsinvestition und stelle das Unternehmen auf zwei kräftige Beinen, auch wenn das im Augenblick so noch nicht im Kurs abzulesen sei.

Dass sich die Schifffahrtssparte relativ schnell wieder erholen werde - davon geht auch der Touristikexperte und frühere TUI-Vorstand Karl Born aus. Die jüngsten Verluste resultierten vor allem aus den sinkenden Preisen und dem wachsenden Wettbewerb, beruhten aber nicht auf einem strukturelle Problem, sagt er.

Allerdings droht den europäischen Reedern nach einem Bericht des «Handelsblatts» künftig noch schärferer Preiswettbewerb. Der EU- Ministerrat wolle noch diesen Herbst beschließen, dass Reedereien ab

2009 nicht mehr Preise und Kapazitäten absprechen dürften. Das dürfte nach Erwartung von Experten spürbare Preisreduzierungen nach sich ziehen und könnte auch bei Hapag-Lloyd zu weiteren Problemen führen.

Eine Aufspaltung von Schifffahrt- und Tourismussparte hält Born derzeit nicht für wahrscheinlich. Aber: «Die Luft ist für Frenzel dünner geworden.» Kritiker werfen dem TUI-Chef unter anderem vor, die Chancen etwa im Internet, aber auch in der Schifffahrt zu spät erkannt zu haben. Weil zum falschen Zeitpunkt, habe er zu teuer eingekauft. «Überaus riskant und wirtschaftlich unausgewogen», so das Urteil von Anteilseignern auf der Hauptversammlung.

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