Wirbel um Volkswerft

Spekulationen um den Verkauf der zum dänischen A. P. Moeller-Konzern gehörenden Stralsunder Volkswerft an die in Bremen ansässige Hegemann-Gruppe haben bei den 1300 Stralsunder Beschäftigten am Donnerstag für Verunsicherung gesorgt. Nach Angaben des Schweriner Wirtschaftsministeriums will sich A.P. Moeller von der Werft trennen. Die Landesregierung begleite die Verhandlungen, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) am Donnerstag. Das dänische Mutterunternehmen bestritt auf dpa-Anfrage die deutschen Angaben über einen geplanten Verkauf.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswerft und Chef der Lindø- Werft in Odense, Wolfgang Stammer, sagte: «Das stimmt nicht. Wir streben eine Kooperation mit der Peene-Werft in Wolgast an und wissen überhaupt noch nicht, wohin das führt.» Stammer erklärte weiter, es gehe bei den Gesprächen mit der Werft in Wolgast darum «wie man den Standort besser sichern und Möglichkeiten für Synergien nutzen kann». Die 1948 gegründete Stralsunder Volkswerft gehört seit 1998 zum dänischen Konzern A. P. Moeller.

Die Hegemann-Gruppe wollte sich am Donnerstag nicht zu möglichen Verkaufsverhandlungen äußern. «Wir machen zu dem Thema keine Angaben», sagte Unternehmenssprecherin Michaela Götz-Brinkmann. Die Hegemann-Gruppe beschäftigt insgesamt 2000 Mitarbeiter in 25 Tochtergesellschaften. In der auf den Spezial- und Containerschiffbau spezialisierten Peene-Werft, die seit 1992 zur Hegemann-Gruppe gehört, arbeiten 800 Beschäftigte.

Die IG Metall und der Betriebsrat der Stralsunder Volkswerft zeigten sich überrascht. «Wir sind empört, aus den Medien von den Verkaufsabsichten zu erfahren», sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte von Stralsund, Jan Bloempott. Noch am 2. März auf der Aufsichtsratssitzung sei eine entsprechende Anfrage verneint worden. Seinen Angaben zufolge wurde dabei lediglich über Kooperationsabsichten informiert, um Synergien zwischen beiden Werften zu bündeln. «Die Arbeitnehmer machen sich jetzt Sorgen», sagte der Stralsunder Betriebsrat Jürgen Kräplin. Alle drei Übernahmen der Volkswerft nach 1990 seien bisher mit einem Arbeitsplätzeabbau verbunden gewesen, sagte er.

Die Volkswerft Stralsund ist mit 18 Schiffsneubauten bis Ende 2009 voll ausgelastet. Das Auftragsvolumen beträgt nach älteren Angaben des Geschäftsführers Bertram C. Liebler rund eine Milliarde Euro. Die Volkswerft hat in den vergangenen Jahren vorrangig für die zum Mutterkonzern A.P. Moeller gehörende Maersk-Reederei Schiffe gebaut. Vor allem dieser Aspekt ist für die Gewerkschaft ein kritischer Punkt: «Bei einer Trennung von A.P. Moeller muss sich die Werft deutlich umstellen, um auf dem freien Markt zu agieren», sagte Bloempott.

Im Falle einer Übernahme sieht der Betriebswirtschaftsexperte Manfred Matschke derzeit kein Risiko für die Werftenstandorte in Stralsund und Wolgast. «Ich sehe derzeit kein Gefährdungspotenzial in Hinblick auf den Abbau von Arbeitsplätzen», sagte der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Greifswalder Universität in einem dpa-Gespräch. «Firmenübernahmen können eine Chance sein, wenn sich das Auftragsportfolio wie im Falle der Werften ergänzt.» Mit dem Kauf der Volkswerft würde sich die Hegemann-Gruppe breiter aufstellen und den Markt vom Bau kleinerer Binnenschiffe bis zu großen Containerfrachtern und Spezialschiffen abdecken können. Die Stralsunder Werft baut mit Frachtern bis zu einer Größe von 4000 Container-Stellplätzen deutlich größere Schiffe als die Wolgaster Werft. Zur Hegemann-Gruppe gehört auch die Rolandwerft in Berne. Dort werden Schiffe von einer Größe von rund 800 Stellplätzen gebaut.

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