Wirtschaft betont Nutzen der Elbvertiefung

Hamburger Umwelt- und Naturschutzverbände sowie niedersächsische Elbfischer haben noch einmal Front gegen die geplante Elbvertiefung gemacht. Zum Abschluss der Einwendungsfrist für das Planfeststellungsverfahren warfen Vertreter von NABU, BUND, WWF und des Förderkreises Rettet die Elbe am Freitag vor der Hamburger Wirtschaftsbehörde Planungsunterlagen in einer symbolischen Aktion ins Altpapier. Außerdem fuhren Elbfischer aus Protest gegen das 330-Millionen-Projekt mit etwa 30 Kuttern von Cuxhaven aus in Richtung Hamburg. Handelskammer und der Unternehmensverband Hamburg erneuerten dagegen ihre Zustimmung und betonten die Bedeutung des Projekts für die wirtschaftliche Entwicklung des Hafens und der Region.

Den Plänen zufolge soll der Fluss auf 130 Kilometer Länge teils um fast zwei Meter ausgebaggert werden, damit ihn Containerschiffe der neuen Generation mit einem Tiefgang von bis zu 14,5 Metern befahren können. Nach Ansicht des Hamburger Senats kann 2008 mit der Vertiefung begonnen werden, 2009 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Schäden befürchtet der Senat im Gegensatz zur niedersächsischen Landesregierung nicht. Diese hat sich bereits unter Hinweis auf die Deichsicherheit gegen einen Ausbau ausgesprochen. Zuletzt war die Elbe 1999 vertieft worden.

Nach Auffassung der Umweltverbände schädigt das geplante Projekt «massiv das Ökosystem Tideelbe, ist ökonomisch unsinnig und führt zu einer verstärkten Unterhaltungsbaggerung». Die geplante Elbvertiefung verstoße gegen insgesamt fünf europäische Umweltrichtlinien. «Die 23 Aktenordner enthalten fast ausschließlich Gefälligkeitsgutachten für die Maritime Wirtschaft und gehören in die Tonne», begründeten die Umwelt- und Naturschutzverbände ihre Altpapieraktion. Die Elbfischer sehen vor allem viele Fangplätze und damit ihre Geschäftsgrundlage in Gefahr. Sie fuhren unter dem Motto «Zukunft Elbe auch für Fischer - keine Elbvertiefung!» mit ihren Kuttern in Richtung Hamburg. Begleitet wurden sie von Sportbootfahrern, die eine zunehmende Verschlickung kleiner Häfen und die gestiegene Fließgeschwindigkeit beklagten. Walter Rademacher vom regionalen Bündnis gegen die Elbvertiefung erklärte: «Die Elbe gehört uns allen und darf kein Industriekanal werden.»

Die Handelskammer Hamburg betonte dagegen den ökologischen Nutzen eines Ausbaus der Unterelbe. Würde auf die Vertiefung verzichtet, würden die Verkehre nach Rotterdam oder Antwerpen umgelenkt. Anschließend würden die Containerströme nach Osteuropa überwiegend per Lastwagen durch Deutschland rollen, heißt es in der Stellungnahme der Handelskammer. Die Proteste seien unverständlich. Der Umweg über Rotterdam würde dauerhaft erhebliche zusätzliche CO2-, Schadstoff- und Lärmemissionen freisetzen. Deshalb liege der Ausbau der Elbe im Gesamtinteresse der Umwelt, erklärten Präses Karl-Joachim Dreyer und Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Auch wirtschaftlich sei der Ausbau von enormer Bedeutung. Laut Unternehmensverband Hamburg liegt die Zahl der Beschäftigten in der Region, die direkt oder indirekt vom Hafen abhängig sind, bei 156 000. Etwa ein Drittel der Beschäftigten kommen demnach aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2005 habe die Wertschöpfung des Hafens bei mehr als 13 Milliarden Euro gelegen, das Steueraufkommen für Hamburg lag bei fast 850 Millionen Euro. Mit einem Gesamtumschlag von 135 Millionen Tonnen 2006 sei Hamburg der mit Abstand größte deutsche Seehafen. Bereits jetzt würden pro Jahr fast neun Millionen Standardcontainer umgeschlagen. Prognosen zufolge werden es bis 2015 doppelt so viele sein.

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